Dienstag, 13. September 2011

soweit, so fern...

Meine Zähne klappern, die Gänsehaut hat meinen gesamten Körper ergriffen. Noch wenige Schritte über das für meine Verhältnisse viel zu kurze Brett.
 Ein kleiner Schritt für die Menschheit, ein großer für mich selbst!
Unten stehen unzählige Menschen, die auf meine nächste Handlung warten. „Na, traut sie sich?“, denken sie einige. Doch die meisten rufen mir zu: „Du schaffst das! Das wird ein riesiger Spaß! Glaube an dich, denn wir tun es auch!“
Ich schließe die Augen und atme noch einmal tief ein.
In mir drehen sich die Gedanken im Kreis, die Zeit würde locker ausreichen, schnell nach Deutschland zurück zu fliegen und das Freiwilligenjahr aufzugeben.
Ich muss nicht springen, allerdings will ich es. Will ich es wirklich? Muss ich es? Nein, doch… im gewissen Sinne muss ich es. Schließlich gehört der Club zu meiner Arbeitszeit. Und auch das Erlernen der finnischen Sprache. Der Test morgen. Verdammt! Ein finnischer Grundschüler der ersten oder zweiten Klasse würde sich garantiert mit den Fragen unterfordert fühlen und aus Trotz noch gleich zusätzlich von seinen tollsten Ferienerlebnissen schriftlich berichten.
Dabei versage ich bereits dabei, die korrekte Altersangabe zu machen. Yhdeksäntoista… wer kann sich so etwas schon merken? Manchmal denke ich eben noch, dass ich achtzehn bin. Ich fühle mich halt noch jung, fit und fidel – nicht alt, gebrechlich und dement.
Apropos Demenz, das Nudelsiebhirn schließt allmählich die Löcher.

Hehe, Bazinga!
Bist doch tatsächlich auf meinen Spaß hereingefallen! Denn das war gelogen!
Sonst würde ich nicht meine Zeit damit verbringen, diesen Text zu verfassen und zu jammern.
Und schon wieder eine geniale, nein einfach fantastische Überleitung zur nächsten Feststellung: Ich sollte mir abgewöhnen laut mitzusingen, wenn ich Musik höre. Meine Zimmernachbarn geben manchmal seltsame Töne von sich, die höre ich nämlich durch die dünne Zimmerwand. Erst heute ist mir bewusstgeworden, dass wenn ich sie höre, sie auch mich hören können. Theoretisch gesehen. Praktisch weiß ich nicht, ob das tatsächlich so ist. Auf jeden Fall kann ich mich rechtfertigen, mich lediglich rächen zu wollen – wer wacht schon gerne nachts auf, nur weil der Zimmernachbar zu laut schnarcht? Ja genau! Die müssen jetzt mit meinen kreativen Gesangseinlagen leben! Basta!
Morgen werde ich Nirvana kreativisieren und laut hinaus singen!
 Man möge mir meine Luftgitarre reichen!
Nach einem solchen Horrortag werde ich mir das ja wohl verdient haben. Morgens schreibe ich den verdammten Test, ja ich habe fast genauso viel Angst wie vor dem Abitur – meine Eltern müssten spätestens jetzt in Erinnerungen schwelgen und schelmisch, schadenfroh … nein eher, sehnsüchtig grinsen. Oder hey, eher vorsichtshalber sämtliche Schlösser auswechseln und sich in einem Bunker verstecken. Dort, wo ich sie nicht finden kann.
(Kleine Anmerkung: egal wo ihr seid, ich werde euch finden!)

Lieber Leser, ich werde nun gekonnt einen Themenwechsel durchführen und du hättest das garantiert nicht wahrgenommen, hätte ich das nicht groß angekündigt. Allerdings habe ich gerade ein so großes Redebedürfnis, dass ich das alles kommentieren muss.
Während ich eben im Mainbuilding saß, kam mein neuer „bester“ Freund (er hat selbst beschlossen, er wolle das von nun an sein) an und goss mir Wasser in meinen (kaum vorhandenen – das meine ich ernst, Timm! -> und hör endlich auf so ertappt zu grinsen!) Ausschnitt. Warum ziehe ich solche Streiche an, fragte ich mich und begann ihn zuckersüß auf Deutsch zurechtzustutzen. Das habe ich so gut gemacht, dass er verwirrt war und dachte, ich hätte ihm nur Komplimente gemacht.
Immerhin hat er sich wenig später mehrmals entschuldigt. Zum Beispiel in Form von einer total niedlichen SMS auf Finnisch – wir können leider nur auf dieser Sprache miteinander kommunizieren.
Um 7 Uhr in der Früh, durfte ich heute wie jede Woche die Schule säubern. Schlimm finde ich es nicht, zumal ich hin und wieder echt coole Aufgaben bekomme. Zum Beispiel lernte ich heute, Wäsche zu mangeln und habe dabei weder Finger noch Laken verbrannt. Als Belohnung durfte ich mir meine frische Bettwäsche selbst aussuchen. Ich fühlte mich wie eine Frau vor dem Kleiderschrank, die nicht weiß was sie anziehen soll. Das ist auch echt schwierig!
 Letztendlich habe ich mich für die krasse Konstellation grün, weiß und pink entschieden – macht sich großartig auf meinem Bett! Zeugt das nicht vom kreativen Geschmack? Ich stehe auf das Ungewöhnliche, Fantastische und Durchgeknallte!
 Ey! Ich bin in Finnland und spreche sogar schon ein wenig finnisch!
Morgen werde ich ganz grazil, wie eine Gazelle… nein besser wie ein Kätzchen über das Sprungbrett tapsen und mit einem dreifachen Salto und mehreren Schrauben elegant ins Wasser gleiten oder stürzen (und gegebenenfalls einen fetten schmerzhaften Bauchplatscher machen, sowie höchstwahrscheinlich wie jedes Mal mein Bikinioberteil verlieren und daraufhin suchen). 
Ja! Ich bin die geborene Optimistin!
Es lebe das Leben, denn nichts ist aufregender als nicht zu wissen, was passieren wird!

4 Kommentare:

  1. Also die dreifach Schraube trau ich dir nu wirklich nicht zu.

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  2. Also wenn ich auf die Nase falle, dann aber richtig - mein Guter!
    Und komme was wolle, es war alles äh so geplant. ;)

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  3. Was anderes als durchhalten, bleibt mir nicht übrig, aber ich werde mein Bestes geben dabei noch Spaß zu haben!

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