„Hey, minun blablabla on rikki! Voitko autan minulle?“ (Hey, mein Fahrrad ist kaputt! Kannst du mir helfen?“
Ich kriege ein fettes Grinsen, welches ich im Übrigen in den letzten Tagen etwas mehr als häufiger zu Gesicht bekommen habe, als Antwort.
In einem rasenden Tempo schleicht er hinter mir her. Er ist ein Hausmeisterlehrling oder so in der Art, habe bei der Erklärung damals nicht so genau zugehört.
Außerdem würde ich ungefähr dreimal in ihn hinein passen, neben ihm wirke ich wie eine zierliche Puppe.
Mit einem Lächeln überspiele ich meinen Drang panisch zu werden – sechs Kilometer mit den unzähligen Bergen liegen vor mir und die Zeit, welche ich dafür habe, rinnt fröhlich vor sich dahin. „Na super“, denke ich mir. „noch 40 Minuten, dann muss ich da antanzen.“
Ich wende mich zu meinem neuen besten Freund und hauche ihm ein leicht verzweifeltes (okay, es war etwas mehr als nur leicht) „Minä täytyn työdä kello yhdeksän.“ - theoretisch soll das so viel wie „Um 9 Uhr beginnt meine Arbeit“ heißen. Ob er das genauso verstanden hat, steht in den Sternen. Würde jedoch so einiges der folgenden Ereignisse erklären. Denn er wird nicht ansatzweise schneller, noch nicht einmal der Wille danach ist erkennbar. Kenia fällt mir dazu ein. Ganz entspannt schlurft er hinter mir her, so manches Mal bleibt er einfach stehen und unterhält sich mit einem Studenten. Weswegen war ich nochmal in Finnland? Ach ja, ich sollte etwas lernen.
Und ich lerne. Ich lerne, dass man hier anscheinend alle Zeit der Welt hat und obwohl mein Wannabe-Retter in spe noch in aller Ruhe zwei Studenten eine Werkstatt öffnet und ihnen Besen in die Hand drückt, danach entspannt die Tür wieder abschließt und dann für eine gefühlte Ewigkeit in der Fahrradwerkstatt abtaucht, kurz darauf mit Werkzeug wieder auftaucht, meinen Fahrradreifen an die richtige Stelle bugsiert, ein paar wohlgemeinte Wissensdinge über das Reparieren des Drahtesels gibt (die mich absolut nicht unter diesen Umständen interessierten) und mich dann nach einer kurzen Probefahrt endlich entlässt, ich mich auf das Rad schwinge, mit Mühe in die Pedalen trete und die Berg und Tal- Fahrt schwitzend und frierend zugleich hinter mich bringe, schaffe ich es genau drei Minuten vor Schulanfang anzukommen.
Kann mir das jemand erklären? Ich mir nicht. Überhaupt nicht. Irgendetwas ist falsch gelaufen, wirklich schnell bin ich nämlich nicht gefahren. Geht auch nicht, weil ich ein wenig kränkle und meine Beine von dem vielen Radfahren schmerzen.
Trotzdem gibt es ein Erfolgserlebnis zu verzeichnen. Auf dem Rückweg konnte ich ihn, den Berg aller Berge – Dad und Fred wissen garantiert was gemeint ist – bezwingen. Ich bin tatsächlich mit dem Drahtesel, der mich gerne mal im Stich lässt, den steilen Hügel hoch geradelt. Als ich oben war, hatte ich zwar das Gefühl, nie wieder im Leben atmen zu können, aber ich habe ihn bezwungen! Und das alles nur um mich an dem verdammten Fahrrad zu rächen.
Boah! Wenn es noch einmal kaputt geht, repariere ich es selbst.
Oder ich stürze mich mit dem Teil in den See und sterbe. Beides käme aufs Gleiche hinaus.
So ging es mir heute Morgen.
Der Drecksesel war zu seinem Glück nicht kaputt und das sehr zum Bedauern meines Fahrrad-Reperateurs, der gewiss schon alle Werkzeuge parat gelegt hatte. Allerdings bin ich erfroren. Minusgrade. Zum ersten Mal. Alles gefroren! Die Straße, meine Hände, meine Nase, meine Ohren, meine Nerven, meine Hoffnung, meine Laune, meine Füße, meine Beine, mein Fahrrad, meine Eierstöcke, alles.
Und nächste Woche soll der erste Schnee kommen, nur für kurze Zeit, er wird wieder tauen, da bin ich mir sicher.
Notfalls hauche ich ihn an oder renne nackt durch die Gegend – dann muss er dahin schmelzen.
Aber Schnee ist Schnee und wenn er liegt, kann ich nicht in die Stadt radeln. Dann kann ich kein Geld ausgeben, keine sinnlosen Dinge in der leergefegten Innenstadt erledigen und nicht einmal mit dem Rad durch die Gegend fahren und neue Straßen entdecken.
Ich werde wohl eher in der Küche stehen und gegen das Verlangen ankämpfen müssen, erste Weihnachtsplätzchen zu backen und Weihnachtsmusik zu hören, die ich abgrundtief verabscheue. Am besten „Last Christmas“ in der Dauerschleife. Entschuldigung, wenn du jetzt wegen mir einen Ohrwurm hast. Zumindest ist das bei mir der Fall.
Zurück zum Thema: ich baue mir dann wahrscheinlich auch aus Langeweile einen Weihnachtsbaum und dekoriere ihn. Und ich bilde mir ein, draußen den Weihnachtsmann gesehen zu haben. Wie du lesen kannst, bin ich absolut noch nicht bereit für den ersten Schnee.
Na gut, ich habe einen Grund für meine momentane Abneigung zum weißen Etwas. Ich habe Angst, damit eingeseift zu werden. Und es wird eintreffen. Ich sehe es bereits jetzt vor mir. Unzählige Studenten rächen sich für meine ausgeteilten Körbe. Sie verbünden sich, versammeln sich bereits nachts zur Vorbereitung, umzingeln das Haus, bauen riesige Barrikaden und verschanzen sich dahinter. Sobald ich die 50 Meter zum Schulgebäude hinter mich bringen will, attackieren und stürzen sie sich auf mich, erfreuen sich an meinen Schreien und Hilferufen. Ich verabscheue Kälte!
Und den kalten Krieg.
Nur werden meine Kriegswunden nicht bluten – nein, nein!
Vielmehr werde ich mehrmals am Tag die Kleidung wechseln müssen.
Habe ich schon erwähnt, dass es bereits um kurz nach 16 Uhr stockdunkel ist und im Dezember die Sonne um 14 Uhr untergeht?
Ich Sonnenkind werde mir eine eigene malen müssen und diese dann stundenlang anstarren. Solange bis ich mir einbilde, dass sie echt ist. Vielleicht stelle ich noch eine Wärmelampe dahinter, das würde das Kunstwerk der technischen Natur etwas realistischer gestalten.
Wuhu, bald beginnt die Eis- und Schneezeit! Auf dem riesigen See Schlittschuh fahren, Eisfischen, dumm auf die Nase fliegen und dafür ausgelacht zu werden, was gibt es schöneres?
Ach ja, wenn ich diejenige bin, die lacht.
Ich kriege ein fettes Grinsen, welches ich im Übrigen in den letzten Tagen etwas mehr als häufiger zu Gesicht bekommen habe, als Antwort.
In einem rasenden Tempo schleicht er hinter mir her. Er ist ein Hausmeisterlehrling oder so in der Art, habe bei der Erklärung damals nicht so genau zugehört.
Außerdem würde ich ungefähr dreimal in ihn hinein passen, neben ihm wirke ich wie eine zierliche Puppe.
Mit einem Lächeln überspiele ich meinen Drang panisch zu werden – sechs Kilometer mit den unzähligen Bergen liegen vor mir und die Zeit, welche ich dafür habe, rinnt fröhlich vor sich dahin. „Na super“, denke ich mir. „noch 40 Minuten, dann muss ich da antanzen.“
Ich wende mich zu meinem neuen besten Freund und hauche ihm ein leicht verzweifeltes (okay, es war etwas mehr als nur leicht) „Minä täytyn työdä kello yhdeksän.“ - theoretisch soll das so viel wie „Um 9 Uhr beginnt meine Arbeit“ heißen. Ob er das genauso verstanden hat, steht in den Sternen. Würde jedoch so einiges der folgenden Ereignisse erklären. Denn er wird nicht ansatzweise schneller, noch nicht einmal der Wille danach ist erkennbar. Kenia fällt mir dazu ein. Ganz entspannt schlurft er hinter mir her, so manches Mal bleibt er einfach stehen und unterhält sich mit einem Studenten. Weswegen war ich nochmal in Finnland? Ach ja, ich sollte etwas lernen.
Und ich lerne. Ich lerne, dass man hier anscheinend alle Zeit der Welt hat und obwohl mein Wannabe-Retter in spe noch in aller Ruhe zwei Studenten eine Werkstatt öffnet und ihnen Besen in die Hand drückt, danach entspannt die Tür wieder abschließt und dann für eine gefühlte Ewigkeit in der Fahrradwerkstatt abtaucht, kurz darauf mit Werkzeug wieder auftaucht, meinen Fahrradreifen an die richtige Stelle bugsiert, ein paar wohlgemeinte Wissensdinge über das Reparieren des Drahtesels gibt (die mich absolut nicht unter diesen Umständen interessierten) und mich dann nach einer kurzen Probefahrt endlich entlässt, ich mich auf das Rad schwinge, mit Mühe in die Pedalen trete und die Berg und Tal- Fahrt schwitzend und frierend zugleich hinter mich bringe, schaffe ich es genau drei Minuten vor Schulanfang anzukommen.
Kann mir das jemand erklären? Ich mir nicht. Überhaupt nicht. Irgendetwas ist falsch gelaufen, wirklich schnell bin ich nämlich nicht gefahren. Geht auch nicht, weil ich ein wenig kränkle und meine Beine von dem vielen Radfahren schmerzen.
Trotzdem gibt es ein Erfolgserlebnis zu verzeichnen. Auf dem Rückweg konnte ich ihn, den Berg aller Berge – Dad und Fred wissen garantiert was gemeint ist – bezwingen. Ich bin tatsächlich mit dem Drahtesel, der mich gerne mal im Stich lässt, den steilen Hügel hoch geradelt. Als ich oben war, hatte ich zwar das Gefühl, nie wieder im Leben atmen zu können, aber ich habe ihn bezwungen! Und das alles nur um mich an dem verdammten Fahrrad zu rächen.
Boah! Wenn es noch einmal kaputt geht, repariere ich es selbst.
Oder ich stürze mich mit dem Teil in den See und sterbe. Beides käme aufs Gleiche hinaus.
So ging es mir heute Morgen.
Der Drecksesel war zu seinem Glück nicht kaputt und das sehr zum Bedauern meines Fahrrad-Reperateurs, der gewiss schon alle Werkzeuge parat gelegt hatte. Allerdings bin ich erfroren. Minusgrade. Zum ersten Mal. Alles gefroren! Die Straße, meine Hände, meine Nase, meine Ohren, meine Nerven, meine Hoffnung, meine Laune, meine Füße, meine Beine, mein Fahrrad, meine Eierstöcke, alles.
Und nächste Woche soll der erste Schnee kommen, nur für kurze Zeit, er wird wieder tauen, da bin ich mir sicher.
Notfalls hauche ich ihn an oder renne nackt durch die Gegend – dann muss er dahin schmelzen.
Aber Schnee ist Schnee und wenn er liegt, kann ich nicht in die Stadt radeln. Dann kann ich kein Geld ausgeben, keine sinnlosen Dinge in der leergefegten Innenstadt erledigen und nicht einmal mit dem Rad durch die Gegend fahren und neue Straßen entdecken.
Ich werde wohl eher in der Küche stehen und gegen das Verlangen ankämpfen müssen, erste Weihnachtsplätzchen zu backen und Weihnachtsmusik zu hören, die ich abgrundtief verabscheue. Am besten „Last Christmas“ in der Dauerschleife. Entschuldigung, wenn du jetzt wegen mir einen Ohrwurm hast. Zumindest ist das bei mir der Fall.
Zurück zum Thema: ich baue mir dann wahrscheinlich auch aus Langeweile einen Weihnachtsbaum und dekoriere ihn. Und ich bilde mir ein, draußen den Weihnachtsmann gesehen zu haben. Wie du lesen kannst, bin ich absolut noch nicht bereit für den ersten Schnee.
Na gut, ich habe einen Grund für meine momentane Abneigung zum weißen Etwas. Ich habe Angst, damit eingeseift zu werden. Und es wird eintreffen. Ich sehe es bereits jetzt vor mir. Unzählige Studenten rächen sich für meine ausgeteilten Körbe. Sie verbünden sich, versammeln sich bereits nachts zur Vorbereitung, umzingeln das Haus, bauen riesige Barrikaden und verschanzen sich dahinter. Sobald ich die 50 Meter zum Schulgebäude hinter mich bringen will, attackieren und stürzen sie sich auf mich, erfreuen sich an meinen Schreien und Hilferufen. Ich verabscheue Kälte!
Und den kalten Krieg.
Nur werden meine Kriegswunden nicht bluten – nein, nein!
Vielmehr werde ich mehrmals am Tag die Kleidung wechseln müssen.
Habe ich schon erwähnt, dass es bereits um kurz nach 16 Uhr stockdunkel ist und im Dezember die Sonne um 14 Uhr untergeht?
Ich Sonnenkind werde mir eine eigene malen müssen und diese dann stundenlang anstarren. Solange bis ich mir einbilde, dass sie echt ist. Vielleicht stelle ich noch eine Wärmelampe dahinter, das würde das Kunstwerk der technischen Natur etwas realistischer gestalten.
Wuhu, bald beginnt die Eis- und Schneezeit! Auf dem riesigen See Schlittschuh fahren, Eisfischen, dumm auf die Nase fliegen und dafür ausgelacht zu werden, was gibt es schöneres?
Ach ja, wenn ich diejenige bin, die lacht.
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