Mittwoch, 29. Februar 2012

Dinge, die man im Leben unbedingt mal gemacht haben sollte...

Letzten Donnerstag überwand ich mich, zu einem finnischen Arzt zu gehen. Seit Anfang der Woche hatte ich Magenschmerzen, die mir durchgehend auf die Nerven gingen, mir den Schlaf raubten und mich auf eine Zwangsdiät setzten.
Mit einem Freund fuhr ich also in die Stadt zu dem abgemachten Termin. Inmitten hässlicher Gebäude stand ein blau gestrichenes, altes Holzhaus. Das Blau kam in der Schneelandschaft wunderbar zur Geltung. Es strahlte freundlich und einladend. Ein richtig schönes Haus.

Innen sah das anders aus. Die Wände waren wohl vor hundert Jahren das letzte Mal gestrichen worden, falls das überhaupt echte hellbraune Farbe war. In einer Glasvitrine an der Wand saßen unzählige ausgestopfte Tiere, wohl auf Jagden erlegt.
Die meisten von ihnen waren Schneehühner, Fasane und andere Vogelarten. In der Mitte des Raumes stand ein alter kleiner Elefant von dem die Farbe abblätterte, auf ihm konnte ein Kind sitzen und mit dem Einwurf eines Geldstückes das Tier in Bewegung setzen.
Hinter dem Spielzeug stand ein altes braunes Regal, dekoriert mit alten aus Laboren stammenden Gläsern, beschriftet mit den früheren Inhalten.
Staub bedeckte nicht nur die beiden Plastikpflanzen, die anscheinend Freundlichkeit symbolisieren sollten. An den Wänden hingen alte geschmacklose Bilder, auf dem Flohmarkt gefunden und mit wenig Geld gekauft.
Alte Sofas luden zum Warten ein.
An der einen Seite stand ein kleiner Raumklotz, in abstoßendem Hellblau bestrichen. Eine Frau saß in ihm, um sie herum Papierberge, Aktenschränke und ein PC von Apple.
Sie bat uns Platz zu nehmen. Neben mir saß ein Finne, der ungeduldig auf seinen Aufruf wartete.
Kurz darauf war ich dran. Eine alte Frau im weißen Kittel, wohl aus der Zeit des Hausbaus stammend, öffnete mir die Tür. Ihr Haar war wild gelockt und erinnerte mich ein wenig an einen verrückten Wissenschaftler. Ihre Brille, Hornbrillen- Gestell, tat ihr übriges.

Während ich ihr meine Problematik erläuterte, tippte sie wie wild mit zwei Zeigefingern auf ihrem Mac (PC von Apple) herum.
Dann bat sie mich, mich auf die alte Liege zu legen. Sie tastete mich ab und meinte dann im eingestaubtem Englisch: „Ich weiß nicht was Sie haben, deswegen weise ich Sie jetzt ins Krankenhaus ein.“
Für diesen Satz durfte ich fast sechzig Euro bezahlen.
Eine halbe Stunde später fuhren wir mit einer Arzthelferin in das Hospital, für mich wäre es schier unmöglich gewesen, den Weg mit dem Bus zurück zu legen.
Ich betrat das erste Mal in meinem Leben nicht als Besucher das Krankenhaus, war deswegen nervös. Da ich jedoch seit zwei Tagen nur knappe vier oder fünf Stunden Schlaf gehabt hatte, machte sie das kaum bemerkbar.

Zuerst reichte ich am Eingang meine Papiere von der Krankenversicherung ein, dann wurde ich ins Wartezimmer geschickt. Wieder saßen nur wenige Menschen dort herum. Überhaupt, es gab nur acht Stühle.
Es war ziemlich ruhig in dem Gebäude und nach zwei Minuten tauchte eine männliche Krankenschwester auf, brachte ich – ohne meinen Freund – in einen Raum. Ich ging an zwei Betten vorbei, in denen Menschen mit Schläuchen und Kanülen lagen. „Oh meine Güte! Hoffentlich kriege ich nichts in meine Arme!“, dachte ich erschrocken.
Dann lag ich ganz hinten, durch Vorhänge abgetrennt, auf einem Bett. Eine Frau gab mir ein rosafarbenes flauschiges Oberteil und bat mich, meine Sachen in einer Box zu verstauen. Da wurde mir mulmig.
Kurz darauf kam die männliche Krankenschwester wieder und stellte mir auf finnisch unzählige Fragen, meine Antworten notierte er sich.
Maß meinen Blutdruck, meinen Pulsschlag und benutzte dabei alle möglichen Equipments, die ich bisher nur aus Arztserien wie Scrubs kannte.
Er ließ mich warten und ein Doktor im grünen Gewand kam. Endlich einer, der mit mir auf Englisch sprach!

Sein Aussehen und der Name ließ auf eine iranische Herkunft schließen, sein Englisch war dialektfrei. Sein Wesen sehr freundlich und aufgeschlossen. In dem Moment war ich etwas entspannter. Das änderte sich, als die erste Spritze von meiner altbekannten Krankenschwester gesetzt wurde. Blutabnahme.
Plötzlich tauchten zwei Frauen auf, schoben mich, auf dem Bett liegend und die Decke anstarrend, durch das Gebäude. „So fühlt es sich an, durch die Gegend geschoben zu werden!“, dachte ich mir und war mir nicht sicher, ob ich es toll und entspannend oder anstrengend finden sollte, weil mir schlecht wurde.
Umgeben von blauen Vorhängen lag ich herum, sollte eine Urinprobe abgeben und mir wurde eine Kanüle gesetzt. In meiner vorherigen Fantasie verband ich diesen Vorgang mit Schmerzen und Qualen, innerlich bereitete ich mich auf das Schlimmste vor, als ich bereit war es auf mich zu nehmen, hing das Teil bereits an meiner Hand.
Drei Beutel wurden in mich transportiert. Salzlösungs-Bla und Medikamente. Mir wurde erklärt, dass ich jetzt Mineralien bräuchte, da ich ja die Tage vorher nur wenige Knäckebrote zu mir genommen hatte und dass das ihrer Meinung nach nicht ausreichte, einen Körper fit zu halten.

Mein Freund tauchte endlich auf und half mir die drei Stunden zu überstehen.
Meine Hand wurde von Minute zu Minute kälter und machte gegen Ende dem „eiskalten Händchen“ der Addams Family Konkurrenz. Hätte wohl nicht mehr lange gedauert und es hätte sich von meinem Arm gelöst und wäre weggelaufen.
Zu meinem Entsetzen tauchte wieder eine Krankenschwester auf, um mir ein Schmerzmittel zu verabreichen.
Danach besuchte mich der  und fragte auf Englisch,Pfleger ob es mir besser ginge. Schön, dass ich mich vorher auf finnisch mit ihm abgeplagt hatte.

Der Arzt kam nach drei Stunden und fasste zusammen, er wüsste nun wahrscheinlich was ich hätte und bot mir an, nach Hause gehen zu dürfen – unter der Option sofort wieder zu kommen, sobald die Schmerzen zurück kehrten.

Ich weiß nicht wie sich der Körper anfühlt, wenn er einen Drogenentzug erlebt. Allerdings kam mein Gefühl dem nahe, extrem wackelig watschelte ich dem Ausgang entgegen. Jede Bewegung war zu viel, mir war schlecht und eigentlich wollte ich nur noch liegen und schlafen.
Zum Glück wurde ich von der Vizerektorin des Opistos abgeholt und konnte bei der Apotheke Medikamente besorgen.

Insgesamt geht es mir nach sechs Tagen endlich besser. Anfangs hatte ich Schmerzen, zurück zum Krankenhaus wollte ich jedoch nicht. Dafür hasse ich Spritzen zu sehr.
Jetzt kann ich wieder fast normal essen und meine Gesichtsfarbe hat sich von dem Teint eines Vampires in die Richtung eines Menschen, der seit mehreren Monaten keine Sonne mehr gesehen hat, verändert.

Abschließend kann ich für mich zusammen fassen, dass der Standard und der Aufenthalt in dem finnischen Krankenhaus angenehm war. Lag wohl auch an den wenigen Patienten. Erneut möchte ich trotzdem nicht wieder eingewiesen werden. Zu den Dingen, die man unbedingt mal gemacht haben sollte, gehört das für mich definitiv NICHT dazu.

Mittwoch, 15. Februar 2012

Und Action...!

Es gibt zu jeder Lebenssituation einen oder sogar DEN passenden Song. Er fasst in knappen drei Minuten sämtliche Gefühle und Gedanken zusammen, untermalt von einer stimmigen Melodie. Oft verstärkt das Lied die Stimmung mit seiner vollen Entfaltung.
Mein momentaner Backgroundsong stammt von Farin Urlaub.

Taumelnd warf ich mich gegen ein überdimensionales grünes Luftkissen, versuchte wieder auf die Beine zu kommen, landete jedoch auf dem Rücken. Der Boden war hart. Kalte Steine stachen mir in die Seite. Verzweiflung kam in mir auf, irgendwie musste ich es bezwingen können!

Da! Ein Rascheln. Leises Tappeln. Ich öffnete die Augen. 6 Uhr morgens. An einem Sonntag. Dem heiligen Tag des Ausschlafens.
Es versteht sich von selbst, sonntags nicht vor zehn oder elf die Augen zu öffnen. Zumindest in jungen Jahren. Klar, ich hatte zwar gerade einen Alptraum gehabt, aber hätte mir trotzdem gerne selbst die Entscheidung überlassen, ob ich daraus erwachen wollte oder nicht.

Ich guckte kurz unter mein Metallbett. Zwei Kartons waren darunter und sie schienen unberührt zu sein. Leicht angenervt drehte ich mich zurück in meine Einschlafposition.

Luft verließ das grüne Kissen und siegesgewiss trat ich noch ein letztes Mal dagegen. Das weiche grüne Ding fiel kraftlos zu Boden und rührte sich nicht mehr. Ich hatte den Kampf gegen das heimtückische Luftkissen gewonnen! Nun konnte ich endlich zu meinem Schiff zurück kehren.
Gerade erkletterte ich den Rumpf des alten Holzkahns, da hörte ich erneut ein Rascheln.
Mein Unterbewusstsein verabschiedete sich wieder von mir und überließ mich notgedrungen der Realität.

Dieses Mal kamen die Geräusche von der anderes Seite des Zimmers. Ich stand auf und beugte mich unter das zweite Bett. Nichts. Die Taschen standen unverändert. Allmählich begann ich an mir zu zweifeln. Vermutlich hatte ich das Geräusch nur geträumt. Müde legte ich mich hin und versuchte bewegungslos und mit gleichmäßigem Atem auf einen Beleg meiner ersten Vermutung zu warten. Lange hielt ich es nicht aus, denn als ich das nächste Mal wieder das Scharren hörte, wachte ich davon auf. Einfach eingeschlafen war ich!

Dieses Mal hatte sich zusätzlich noch eine Tüte bewegt und das war der Beweis, dass ich es mir nicht einbildete. Paranoid wollte ich noch nicht werden.
Bei meiner neuen Suche durch kramte ich die Taschen und fand eine Mitteilung, die der vermeintliche Schlaffeind mir hinterlassen hatte: eine angeknabberte Schokolade. Ringförmig mit Zacken. Eindeutig nicht von Menschenzahn erschaffen. Es handelte sich um etwas kleines. Einfach abtun konnte ich es nicht mehr, hier ging es um eine Kriegserklärung. Zwei Konkurrenten. Es und ich, der Kampf um die Schokolade.

Trotz minutenlanger Suche, konnte ich das Quartier des Gegenspielers nicht finden. Er hatte sich gut versteckt. Löcher in der Wand konnte ich auch nicht entdecken.
Später von meiner Burg aus, erkannte ich den einzigen Weg, der in meinen Raum führen konnte. Die Tür. Unter ihr war ein ziemlich großer Spalt, insofern man selbst eine kleine Gestalt war.
Nun hatte ich also immerhin den Rückzugsweg entdeckt und konnte ihn mit einem Handtuch verbarrikadieren.
Da ich nie zuvor einen Krieg geführt, dafür jedoch allerhand derartiger Filme gesehen hatte, wusste ich wie ich weiter vorzugehen hatte.

Ich überlegte mir die folgende Vorgehensweise:
- alle Lebensmittel wegräumen
- Aufenthaltsort ausfindig machen
- Feind identifizieren
- Schwächen heraus finden
- Waffe entwickeln
- angreifen

Die ersten drei Punkte arbeitete ich noch am gleichen Tag ab. Es handelte sich um eine Maus, Spitzmaus vielleicht. Sie saß in einem meiner Lieblingsschuhe mit hohen Absätzen. Hatte sich tot gestellt und entsprang meinen SKI-Handschuhen, die ich mir vorsichtshalber angezogen hatte, als ich sie gerade irgend wohin bringen wollte. 
Geschwind verschwand sie in einem Schrank im Flur.
Geblendet hatte sie mich, mit ihrem süßesten "ich bin soooo niedlich, du willst mich nicht umbringen" - Blick.

Ich legte Holzstäbe unter das Handtuch vor der Tür. Und war mir sicher, endlich Ruhe zu haben.

Zwei Tage später spitzte die Lage sich zu.
Das Kombinieren um zu diesem Fazit zu gelangen, fiel mir keinesfalls schwer.
Bereits beim Betreten des Zimmers kam mir etwas seltsam vor. Lagen doch tatsächlich einige angenagte Herzpralinen in der Nähe meiner Tür – hatte ich die Maus beim Abtransport gestört? 
Hatte sie sich mit dem Zeitmanagement vertan?
Warum war sie so Schokoladen besessen? Frustesserin?

Sie hatte es tatsächlich wieder in meinen Raum geschafft. Sich erneut an meiner Schokolade vergriffen, die ich nur für zwei Stunden auf dem Bett vergessen hatte.
Wie Farin Urlaub bereits verkündete:
„Das bedeutet Krieg, Krieg, mehr Krieg.

Das einzige was mir nun fehlt, ist die Waffe.
Aufgestellt habe ich Lebendfallen, verziert mit Schokolade und dem eventuellen Ziel sie an Übergewicht verenden zu lassen. Eine andere Möglichkeit ist mir bisher nicht eingefallen, draußen aussetzen kann ich sie im Winter auch nicht.
Ich möchte sie nicht umbringen, aber in meinem Zimmer auch nicht haben...

Ich bin offen für eure Ideen.

Dienstag, 7. Februar 2012

Morgen, morgen, bloß nicht heute...

Wieder einmal wird mir bewusst, wie gut ich die Kunst des Aufschiebens beherrsche. Anstatt mich auf den Test morgen vorzubereiten, plane ich lieber Aktivitäten, welche ich mit den weiblichen Studentinnen unternehmen könnte.
Ist ein Stückchen Selbstdisziplin zu viel verlangt?
Wie schnell mich kleinste Dinge ablenken können, einfach faszinierend.

Acht Uhr morgens und.... bedeutungsvolle Stille... es ist hell. Vor Schreck falle ich fast aus dem Bett und erfreue mich an diesem kleinen Reim. Gerne hätte ich mich noch weiter mit meinem fast sinnlosen Traum auseinander gesetzt. Ich meine, wer züchtet nicht gerne kleine gelbe Schweinchen, die auf Kommando Yoga machen? Hat etwas entspannendes. So sicher bin ich mir mittlerweile gar nicht mehr, ob ich das tatsächlich geträumt habe. Und wenn ja, warum? Hat das eine besondere Bedeutung?
Seit ich gestern beim Zumba - Unterricht war, bin ich gerädert. Ich habe einen Kater. Einen verdammten schmerzhaften Muskelkater. Wer kam darauf, so etwas zu erfinden? Mal wieder eine Sache, die die Welt nicht braucht.
Tapfer entsteige ich dem Bett, weigere mich aus Prinzip in den Spiegel zu blicken und brauche ungefähr zwanzig Minuten bis ich endlich Zähne geputzt habe. Fünf weitere Minuten dauert es, bis ich mir etwas aus dem Schrank geangelt und angezogen habe.
Punkt halb neun sitze ich im Speisesaal und esse mein tägliches Käse-Gurken-Brot. Die einzige Abwechslung beim Frühstück ist die Zusammensetzung meiner Tischnachbarn. Heute habe ich mich für die Frauengesellschaft entschieden und bereue das nicht. Nach einer halben Stunde ist endlich das Brot verzehrt, Rica in den Computerraum geschwebt und der PC hochgefahren.
Zwei Stunden lang tippe ich, von finnischen Erklärungen der Grammatik eines mir uninteressanten Themas begleitet, meine auf finnisch geschriebenen Texte in eine Word-Datei und schicke sie anschließend an meine Lehrerin per Email.
Selbstverständlich lenkt mich das Internet zwischendurch ab. Wozu sonst sitze ich an einem internetfähigen Computer?
Zum Mittagessen zwinge ich mich Salat zu essen, dazu gibt es noch etwas fischartiges und Reste einer Lasagne.
Nach der Speisung begebe ich mich mit anderen in den Sportsaal und spiele etwas Badminton. Erhitzt ruhe ich mich im Unterrichtsraum aus und warte bis die Finnischstunde beginnt. Viele kommen etliche Minuten zu spät.
Die Lehrerin hat die sagenhafte Idee, paarweise einen Text über Freundschaft schreiben zu lassen. Hochmotiviert versuchen wir Studenten mit möglichst wenigen Worten etwas tiefsinniges auf das Papier zu bringen. Jedes weitere Wort könnte viel zu viel Kraft kosten. Ich meine, wir sind doch auch nur Schüler.
Irgendwann beginnen sich die Ersten mit Stiften in die Seite zu pieksen oder mit Radiergummis zu bewerfen, selbstverständlich nur hinter dem Rücken der Lehrerin. Habe ich schon erwähnt, dass ich die Jüngste bin?
Zehn Minuten vor Ende der Stunde haben alle ihre Rucksäcke gepackt und starren auffällig unauffällig die Uhr an der Wand an. Es überrascht wenig, dass es nur eine halbe Sekunde braucht, bis alle den Raum verlassen haben.
Zum Kaffee gibt es wie gewohnt Kuchen, leider jedoch den gleichen vom vorigen Tage und deswegen wird er kaum angetastet. Irgendwo hat wohl doch jeder ein kleines Stück Würde.
In meinem Zimmer versuche ich mich auf den Test am Mittwoch vorzubereiten. Letztendlich war ich erfolgreich: der Raum ist gesaugt, gewischt, umgeräumt, aufgeräumt, neu dekoriert, meine Nägel frisch lackiert und der Kleiderschrank neu sortiert. Bin folglich bestens auf morgen vorbereitet.
Um halb fünf gehe ich zum Abendessen, geselle mich dieses Mal zu einer ganz neuen Gruppe. Vier Nationen vertreten wir vier. Während seltsamerweise sechs Füße zeitgleich mit mir füßeln wollen, versuche ich mir nichts anmerken zu lassen und genieße die Suppe. Die angestrengten und erwartungsvollen Gesichter fallen sich gegenseitig anscheinend nicht auf. Männer sind und bleiben wohl so wie sie sind – mit Tunnelblick.
Kurz danach gebe ich eine Stunde Klavierunterricht, schwinge mich zurück in mein Zimmer und vertreibe mir die Zeit mit einem Skype Gespräch – mit Malin.
Leider zieht uns das herzallerliebste Internet einen Strich durch die Rechnung und zwingt mich dazu, aufzuhören. Es dauert 2 Stunden, bis ich endlich etwas Finnisch gelernt habe. Wie viel davon im Hirn bleibt, wird sich morgen zeigen.
Oder auch nicht.
Ich gehe das Ganze wie immer optimistisch an und werde jetzt, nachdem ich diesen Text fertig verfasst habe, noch einmal kurz den Blick über die Seiten werfen und so tun, als hätte ich Lust zu lernen.
Im diesen Sinne:
„Gute Nacht!“ und oder „Guten Tag!“

Tangoersatz

Mir ist gerade beim Lesen der alten Posts aufgefallen, dass ich anfangs ziemlich humorvoll und zum Schluss eher nachdenklich geschrieben habe.
Woran das liegt... Am Anfang gab es noch Sonne. Das ist so ein rot, gelbes oder orangefarbenes Ding, das Gerüchten zufolge immer scheint. Es hängt über den Wolken und spendet Licht. Und verursacht manchmal Sonnenbrand, Krebs oder auch Glückseligkeit und gute Laune.
In den letzten beiden Wochen begann mich das ganze Herumliegen und auf bessere Zeiten warten, zu nerven und ich begann mit Sport und anderen Freizeitaktivitäten. Das brachte mich gestern sogar bis in ein Tanzstudio.
Bisher ging ich davon aus, nur im Citymarket auf Menschen treffen zu können. Gestern stapelten sich die Finnen in einem von Spiegeln und Sportsachen bestückten Raum. Auf einem Podest bewegte sich eine für finnische Verhältnisse, übermotivierte Tanzlehrerin, welche die Anwesenden dazu brachte, die Hüften kreisen zu lassen. Zuerst beobachtete ich noch das Ende des vorherigen Tanzkurses und sah dabei unzählige Finninnen, die guten Mutes Hanteln zur Musik durch die Luft schleuderten. Nach dem die Musik verklang, war meine Gruppe dran. Frauen jeglichen Alters, Fitnessgrades und Körperbaus, begannen halbwegs synchron zu tanzen. Die Tanzlehrerin machte die Bewegungen vor, ohne etwas zu erklären. Pausenlos bewegten wir uns mal zu Lateinamerikanischer, 50ger-60ger- Jahre, moderner und alter Musik. Dazu dann passende Bewegungen, mal mit Rumba, Salsa, Foxtrott, Tango, Discofox, Hiphop-Dance, ... – Schritten.
Das nennt man im Übrigen Zumba.
Am nächsten Tag spürt man selbst Muskeln, von deren Existenz man vorher nichts wusste.
Das Tolle ist, dass man keine Erfahrung oder Tanzpartner braucht und einfach zu dem Kurs gehen kann, spontan nach Lust und Laune. Für mich war es hoffentlich keine einmalige Aktion.
Übrigens war sogar ein einziger Mann anwesend und der hatte die Schritte viel besser drauf, als die anderen.

Sonntag, 5. Februar 2012

Comeback

Diese Wendung zum Halbjahr hin, hätte ich niemals erwartet.
Ich unternehme seit zwei Wochen eine Menge. Neulich war ich mit einer Lehrerin Ski fahren, mit der Krippenspielgruppe zum Abschluss der Sache in einem schönen Lokal essen, habe mit einigen Lehrerinnen zusammen gekocht und geredet, war am Samstag mit anderen Studentinnen zusammen Ski fahren, Essen kochen, saunieren – mit anschließendem im Schnee abkühlen und Würstchen grillen.
Heute wurde ich schon wieder eingeladen, wieder kochen wir und dann sehen wir uns die Auszählung der Präsidentenwahlzettel an. Langsam beschleicht mich das Gefühl, dass sämtliche Unternehmungen auf Ski fahren oder Essen hinaus laufen.
Trotzdem habe ich dabei unheimlich viel Spaß und bin froh, endlich die Winterdepressionen hinter mich gebracht zu haben. Auf einmal eröffnen sich mir ganz neue Wege und Möglichkeiten, ich entwickle ein Gespür für mich selbst und für das, was mir gut tut. Noch dazu die Erkenntnis, dass sich hier sämtliche Probleme von selbst auflösen, ich muss nur etwas warten. Freitag hatte ich zum Beispiel einen Bandauftritt und die Sängerin kam nicht, also musste ich das übernehmen. Was soll's? Es hat geklappt. Die Ziele, welche auf meiner Liste stehen, werde ich eventuell nicht abarbeiten können, allerdings lege ich meine Prioritäten nun anders.
Ich habe endlich begriffen, dass auf dem Zimmer herum sitzen und sich selbst zu bemitleiden, wunderbar einfach und angenehm ist, allerdings die Unternehmungen mit anderen noch viel viel unterhaltsamer und toller sind.
Die alte Rica ist zurück und sie hat sich weiterentwickelt!

Mittwoch, 1. Februar 2012

finnisches Volkslied

Meine Lehrerin überraschte uns heute, indem sie uns ein altfinnisches Volkslied beibrachte. Zu meinem Vergnügen war mir das Lied bereits bekannt. Vor einigen Jahren sangen wir es in den Pfadfindergruppenstunden. Das lustige ist, wir sangen zwar die richtige Melodie, betonten allerdings die Wörter falsch. Und das allerbeste: Ich weiß jetzt, welche Übersetzung der Text hat. Hätte ich das als kleine Pimpfin bereits gewusst, wäre es garantiert zum Lieblingslied der Sippe geworden:

G     D       e      H7               e  D   
1. Minun kultani kaunis on vaik on kataluinen.
G     D       e      H7               e      
Minun kultani kaunis on vaikk on kataluinen.
G    D         e  H7               e  D   
Heiluulija illalla, vaik on kataluinen.
G    D         e  H7               e      
Heiluulija illalla, vaik on kataluinen.

   G      D      e    H7                 e   D          
2. Silmat sil on siniset, vaik on kieronlaiset.
G      D      e    H7                  e             
 Silmat sil on siniset, vaik on kieronlaiset.

G    D         e  H7                 e  D       
Heiluulija illalla, vaik on kieronlaise.
G    D         e  H7                 e          
Heiluulija illalla, vaik on kieronlaiset.

   G     D     e     H7               e  D   
3. Kun minä vien sen markkinoille, niin hevotsetkin nauraa.
G     D     e     H7               e      
Kun minä vien sen markkinoille, niin hevotsetkin nauraa

G    D         e  H7                e  D   
Heiluulija HA HA HA, hevotsetkin nauraa.
G    D         e  H7                e      
Heiluulija HA HA HA, hevotsetkin nauraa.

Die Übersetzung ist folgendermaßen:

1. Strophe: Meine Liebste ist wunderschön, obwohl sie dünn ist.
2. Strophe: Sie hat blaue Augen, obgleich sie schielt.
3. Strophe: Wenn ich mit ihr zum Markt gehe, lachen sogar die Pferde sie aus.

Die Aussprache der Wörter ist wirklich eher Wort für Wort. 

Minun - kultani - kaunis - on, vaik - on - kaitaluinen....

Und es wird wunderbar heiter gesungen, die letzte Strophe wird mit einer dreckigen Lache und Schadenfreude betont.