Letzten Donnerstag überwand ich mich, zu einem finnischen Arzt zu gehen. Seit Anfang der Woche hatte ich Magenschmerzen, die mir durchgehend auf die Nerven gingen, mir den Schlaf raubten und mich auf eine Zwangsdiät setzten.
Mit einem Freund fuhr ich also in die Stadt zu dem abgemachten Termin. Inmitten hässlicher Gebäude stand ein blau gestrichenes, altes Holzhaus. Das Blau kam in der Schneelandschaft wunderbar zur Geltung. Es strahlte freundlich und einladend. Ein richtig schönes Haus.
Innen sah das anders aus. Die Wände waren wohl vor hundert Jahren das letzte Mal gestrichen worden, falls das überhaupt echte hellbraune Farbe war. In einer Glasvitrine an der Wand saßen unzählige ausgestopfte Tiere, wohl auf Jagden erlegt.
Die meisten von ihnen waren Schneehühner, Fasane und andere Vogelarten. In der Mitte des Raumes stand ein alter kleiner Elefant von dem die Farbe abblätterte, auf ihm konnte ein Kind sitzen und mit dem Einwurf eines Geldstückes das Tier in Bewegung setzen.
Hinter dem Spielzeug stand ein altes braunes Regal, dekoriert mit alten aus Laboren stammenden Gläsern, beschriftet mit den früheren Inhalten.
Staub bedeckte nicht nur die beiden Plastikpflanzen, die anscheinend Freundlichkeit symbolisieren sollten. An den Wänden hingen alte geschmacklose Bilder, auf dem Flohmarkt gefunden und mit wenig Geld gekauft.
Alte Sofas luden zum Warten ein.
An der einen Seite stand ein kleiner Raumklotz, in abstoßendem Hellblau bestrichen. Eine Frau saß in ihm, um sie herum Papierberge, Aktenschränke und ein PC von Apple.
Sie bat uns Platz zu nehmen. Neben mir saß ein Finne, der ungeduldig auf seinen Aufruf wartete.
Kurz darauf war ich dran. Eine alte Frau im weißen Kittel, wohl aus der Zeit des Hausbaus stammend, öffnete mir die Tür. Ihr Haar war wild gelockt und erinnerte mich ein wenig an einen verrückten Wissenschaftler. Ihre Brille, Hornbrillen- Gestell, tat ihr übriges.
Während ich ihr meine Problematik erläuterte, tippte sie wie wild mit zwei Zeigefingern auf ihrem Mac (PC von Apple) herum.
Dann bat sie mich, mich auf die alte Liege zu legen. Sie tastete mich ab und meinte dann im eingestaubtem Englisch: „Ich weiß nicht was Sie haben, deswegen weise ich Sie jetzt ins Krankenhaus ein.“
Für diesen Satz durfte ich fast sechzig Euro bezahlen.
Eine halbe Stunde später fuhren wir mit einer Arzthelferin in das Hospital, für mich wäre es schier unmöglich gewesen, den Weg mit dem Bus zurück zu legen.
Ich betrat das erste Mal in meinem Leben nicht als Besucher das Krankenhaus, war deswegen nervös. Da ich jedoch seit zwei Tagen nur knappe vier oder fünf Stunden Schlaf gehabt hatte, machte sie das kaum bemerkbar.
Zuerst reichte ich am Eingang meine Papiere von der Krankenversicherung ein, dann wurde ich ins Wartezimmer geschickt. Wieder saßen nur wenige Menschen dort herum. Überhaupt, es gab nur acht Stühle.
Es war ziemlich ruhig in dem Gebäude und nach zwei Minuten tauchte eine männliche Krankenschwester auf, brachte ich – ohne meinen Freund – in einen Raum. Ich ging an zwei Betten vorbei, in denen Menschen mit Schläuchen und Kanülen lagen. „Oh meine Güte! Hoffentlich kriege ich nichts in meine Arme!“, dachte ich erschrocken.
Dann lag ich ganz hinten, durch Vorhänge abgetrennt, auf einem Bett. Eine Frau gab mir ein rosafarbenes flauschiges Oberteil und bat mich, meine Sachen in einer Box zu verstauen. Da wurde mir mulmig.
Kurz darauf kam die männliche Krankenschwester wieder und stellte mir auf finnisch unzählige Fragen, meine Antworten notierte er sich.
Maß meinen Blutdruck, meinen Pulsschlag und benutzte dabei alle möglichen Equipments, die ich bisher nur aus Arztserien wie Scrubs kannte.
Er ließ mich warten und ein Doktor im grünen Gewand kam. Endlich einer, der mit mir auf Englisch sprach!
Sein Aussehen und der Name ließ auf eine iranische Herkunft schließen, sein Englisch war dialektfrei. Sein Wesen sehr freundlich und aufgeschlossen. In dem Moment war ich etwas entspannter. Das änderte sich, als die erste Spritze von meiner altbekannten Krankenschwester gesetzt wurde. Blutabnahme.
Plötzlich tauchten zwei Frauen auf, schoben mich, auf dem Bett liegend und die Decke anstarrend, durch das Gebäude. „So fühlt es sich an, durch die Gegend geschoben zu werden!“, dachte ich mir und war mir nicht sicher, ob ich es toll und entspannend oder anstrengend finden sollte, weil mir schlecht wurde.
Umgeben von blauen Vorhängen lag ich herum, sollte eine Urinprobe abgeben und mir wurde eine Kanüle gesetzt. In meiner vorherigen Fantasie verband ich diesen Vorgang mit Schmerzen und Qualen, innerlich bereitete ich mich auf das Schlimmste vor, als ich bereit war es auf mich zu nehmen, hing das Teil bereits an meiner Hand.
Drei Beutel wurden in mich transportiert. Salzlösungs-Bla und Medikamente. Mir wurde erklärt, dass ich jetzt Mineralien bräuchte, da ich ja die Tage vorher nur wenige Knäckebrote zu mir genommen hatte und dass das ihrer Meinung nach nicht ausreichte, einen Körper fit zu halten.
Mein Freund tauchte endlich auf und half mir die drei Stunden zu überstehen.
Meine Hand wurde von Minute zu Minute kälter und machte gegen Ende dem „eiskalten Händchen“ der Addams Family Konkurrenz. Hätte wohl nicht mehr lange gedauert und es hätte sich von meinem Arm gelöst und wäre weggelaufen.
Zu meinem Entsetzen tauchte wieder eine Krankenschwester auf, um mir ein Schmerzmittel zu verabreichen.
Danach besuchte mich der und fragte auf Englisch,Pfleger ob es mir besser ginge. Schön, dass ich mich vorher auf finnisch mit ihm abgeplagt hatte.
Der Arzt kam nach drei Stunden und fasste zusammen, er wüsste nun wahrscheinlich was ich hätte und bot mir an, nach Hause gehen zu dürfen – unter der Option sofort wieder zu kommen, sobald die Schmerzen zurück kehrten.
Ich weiß nicht wie sich der Körper anfühlt, wenn er einen Drogenentzug erlebt. Allerdings kam mein Gefühl dem nahe, extrem wackelig watschelte ich dem Ausgang entgegen. Jede Bewegung war zu viel, mir war schlecht und eigentlich wollte ich nur noch liegen und schlafen.
Mit einem Freund fuhr ich also in die Stadt zu dem abgemachten Termin. Inmitten hässlicher Gebäude stand ein blau gestrichenes, altes Holzhaus. Das Blau kam in der Schneelandschaft wunderbar zur Geltung. Es strahlte freundlich und einladend. Ein richtig schönes Haus.
Innen sah das anders aus. Die Wände waren wohl vor hundert Jahren das letzte Mal gestrichen worden, falls das überhaupt echte hellbraune Farbe war. In einer Glasvitrine an der Wand saßen unzählige ausgestopfte Tiere, wohl auf Jagden erlegt.
Die meisten von ihnen waren Schneehühner, Fasane und andere Vogelarten. In der Mitte des Raumes stand ein alter kleiner Elefant von dem die Farbe abblätterte, auf ihm konnte ein Kind sitzen und mit dem Einwurf eines Geldstückes das Tier in Bewegung setzen.
Hinter dem Spielzeug stand ein altes braunes Regal, dekoriert mit alten aus Laboren stammenden Gläsern, beschriftet mit den früheren Inhalten.
Staub bedeckte nicht nur die beiden Plastikpflanzen, die anscheinend Freundlichkeit symbolisieren sollten. An den Wänden hingen alte geschmacklose Bilder, auf dem Flohmarkt gefunden und mit wenig Geld gekauft.
Alte Sofas luden zum Warten ein.
An der einen Seite stand ein kleiner Raumklotz, in abstoßendem Hellblau bestrichen. Eine Frau saß in ihm, um sie herum Papierberge, Aktenschränke und ein PC von Apple.
Sie bat uns Platz zu nehmen. Neben mir saß ein Finne, der ungeduldig auf seinen Aufruf wartete.
Kurz darauf war ich dran. Eine alte Frau im weißen Kittel, wohl aus der Zeit des Hausbaus stammend, öffnete mir die Tür. Ihr Haar war wild gelockt und erinnerte mich ein wenig an einen verrückten Wissenschaftler. Ihre Brille, Hornbrillen- Gestell, tat ihr übriges.
Während ich ihr meine Problematik erläuterte, tippte sie wie wild mit zwei Zeigefingern auf ihrem Mac (PC von Apple) herum.
Dann bat sie mich, mich auf die alte Liege zu legen. Sie tastete mich ab und meinte dann im eingestaubtem Englisch: „Ich weiß nicht was Sie haben, deswegen weise ich Sie jetzt ins Krankenhaus ein.“
Für diesen Satz durfte ich fast sechzig Euro bezahlen.
Eine halbe Stunde später fuhren wir mit einer Arzthelferin in das Hospital, für mich wäre es schier unmöglich gewesen, den Weg mit dem Bus zurück zu legen.
Ich betrat das erste Mal in meinem Leben nicht als Besucher das Krankenhaus, war deswegen nervös. Da ich jedoch seit zwei Tagen nur knappe vier oder fünf Stunden Schlaf gehabt hatte, machte sie das kaum bemerkbar.
Zuerst reichte ich am Eingang meine Papiere von der Krankenversicherung ein, dann wurde ich ins Wartezimmer geschickt. Wieder saßen nur wenige Menschen dort herum. Überhaupt, es gab nur acht Stühle.
Es war ziemlich ruhig in dem Gebäude und nach zwei Minuten tauchte eine männliche Krankenschwester auf, brachte ich – ohne meinen Freund – in einen Raum. Ich ging an zwei Betten vorbei, in denen Menschen mit Schläuchen und Kanülen lagen. „Oh meine Güte! Hoffentlich kriege ich nichts in meine Arme!“, dachte ich erschrocken.
Dann lag ich ganz hinten, durch Vorhänge abgetrennt, auf einem Bett. Eine Frau gab mir ein rosafarbenes flauschiges Oberteil und bat mich, meine Sachen in einer Box zu verstauen. Da wurde mir mulmig.
Kurz darauf kam die männliche Krankenschwester wieder und stellte mir auf finnisch unzählige Fragen, meine Antworten notierte er sich.
Maß meinen Blutdruck, meinen Pulsschlag und benutzte dabei alle möglichen Equipments, die ich bisher nur aus Arztserien wie Scrubs kannte.
Er ließ mich warten und ein Doktor im grünen Gewand kam. Endlich einer, der mit mir auf Englisch sprach!
Sein Aussehen und der Name ließ auf eine iranische Herkunft schließen, sein Englisch war dialektfrei. Sein Wesen sehr freundlich und aufgeschlossen. In dem Moment war ich etwas entspannter. Das änderte sich, als die erste Spritze von meiner altbekannten Krankenschwester gesetzt wurde. Blutabnahme.
Plötzlich tauchten zwei Frauen auf, schoben mich, auf dem Bett liegend und die Decke anstarrend, durch das Gebäude. „So fühlt es sich an, durch die Gegend geschoben zu werden!“, dachte ich mir und war mir nicht sicher, ob ich es toll und entspannend oder anstrengend finden sollte, weil mir schlecht wurde.
Umgeben von blauen Vorhängen lag ich herum, sollte eine Urinprobe abgeben und mir wurde eine Kanüle gesetzt. In meiner vorherigen Fantasie verband ich diesen Vorgang mit Schmerzen und Qualen, innerlich bereitete ich mich auf das Schlimmste vor, als ich bereit war es auf mich zu nehmen, hing das Teil bereits an meiner Hand.
Drei Beutel wurden in mich transportiert. Salzlösungs-Bla und Medikamente. Mir wurde erklärt, dass ich jetzt Mineralien bräuchte, da ich ja die Tage vorher nur wenige Knäckebrote zu mir genommen hatte und dass das ihrer Meinung nach nicht ausreichte, einen Körper fit zu halten.
Mein Freund tauchte endlich auf und half mir die drei Stunden zu überstehen.
Meine Hand wurde von Minute zu Minute kälter und machte gegen Ende dem „eiskalten Händchen“ der Addams Family Konkurrenz. Hätte wohl nicht mehr lange gedauert und es hätte sich von meinem Arm gelöst und wäre weggelaufen.
Zu meinem Entsetzen tauchte wieder eine Krankenschwester auf, um mir ein Schmerzmittel zu verabreichen.
Danach besuchte mich der und fragte auf Englisch,Pfleger ob es mir besser ginge. Schön, dass ich mich vorher auf finnisch mit ihm abgeplagt hatte.
Der Arzt kam nach drei Stunden und fasste zusammen, er wüsste nun wahrscheinlich was ich hätte und bot mir an, nach Hause gehen zu dürfen – unter der Option sofort wieder zu kommen, sobald die Schmerzen zurück kehrten.
Ich weiß nicht wie sich der Körper anfühlt, wenn er einen Drogenentzug erlebt. Allerdings kam mein Gefühl dem nahe, extrem wackelig watschelte ich dem Ausgang entgegen. Jede Bewegung war zu viel, mir war schlecht und eigentlich wollte ich nur noch liegen und schlafen.
Zum Glück wurde ich von der Vizerektorin des Opistos abgeholt und konnte bei der Apotheke Medikamente besorgen.
Insgesamt geht es mir nach sechs Tagen endlich besser. Anfangs hatte ich Schmerzen, zurück zum Krankenhaus wollte ich jedoch nicht. Dafür hasse ich Spritzen zu sehr.
Jetzt kann ich wieder fast normal essen und meine Gesichtsfarbe hat sich von dem Teint eines Vampires in die Richtung eines Menschen, der seit mehreren Monaten keine Sonne mehr gesehen hat, verändert.
Insgesamt geht es mir nach sechs Tagen endlich besser. Anfangs hatte ich Schmerzen, zurück zum Krankenhaus wollte ich jedoch nicht. Dafür hasse ich Spritzen zu sehr.
Jetzt kann ich wieder fast normal essen und meine Gesichtsfarbe hat sich von dem Teint eines Vampires in die Richtung eines Menschen, der seit mehreren Monaten keine Sonne mehr gesehen hat, verändert.
Abschließend kann ich für mich zusammen fassen, dass der Standard und der Aufenthalt in dem finnischen Krankenhaus angenehm war. Lag wohl auch an den wenigen Patienten. Erneut möchte ich trotzdem nicht wieder eingewiesen werden. Zu den Dingen, die man unbedingt mal gemacht haben sollte, gehört das für mich definitiv NICHT dazu.