Dienstag, 30. August 2011

me again

Stell dir vor: Du sitzt auf dem Pott und fühlst dich verdammt dreckig. Was kannst du dagegen tun?
Die finnische Toiletteneinrichtung hat genau für diesen beschriebenen Moment vorgesorgt. Guck dich einfach um und mit 75%ger Wahrscheinlichkeit befindet sich in deiner Greifnähe ein Duschkopf samt Wasseranschluss.
Sollte jetzt wieder einer auf die Idee kommen, mir klar machen zu wollen, dass meine Marktlückenideen absurd sind, werde ich ihn auf die Duschvorrichtung aufmerksam machen.
Während stilvoll eingerichtete Badezimmer ein BD vorweisen können, hat man hier einfach nur diese kleine Brause und kann sich nachbelieben den ganzen Körper duschen.

So viel zu den wirklich wichtigen Dingen im Leben.

Aaaaachja! Ich habe Will.I.Am von den Black Eyed Peas getroffen!
Oder zumindest seinen Zwillingsbruder. Der studiert jetzt an meinem Arbeitsort.
Morgen geht es auch für mich los. Finnisch pauken und so tun, als wäre ich mit der Sprache aufgewachsen.

Um mich herum wuseln jetzt etliche Menschen herum, die mit mir mindestens eine Gemeinsamkeit haben (neben der Augenfarbe) – wir sind die Ausländer!
Aber hey, da steh ich doch drauf! Ich liebe es aus der Rolle zu fallen…
Vorhin im Gespräch mit einem Griechen, keimte in mir eine idealistische Idee zum Thema Rassismus auf. Davon ausgegangen, nur alle Weißen sind Rassisten, müsste man ein Programm einrichten, welches dafür sorgt, dass jeder der europäischen und amerikanischen Länder für mindestens ein Jahr in die restlichen Länder gehen und dort leben muss. Dort werden sie dann mit den anderen Kulturen und Lebensverhältnissen konfrontiert und können am eigenen Körper erleben, wie es ist, allein und fremd zu sein und aufgrund der Hautfarbe anders behandelt zu werden.
Okay, ausgereift ist der Gedanke nicht, doch für mich reicht das als Grundüberlegung. Vielleicht hast du eine andere Meinung oder eine bessere Idee als ich, zumindest würde mich interessieren, wie andere darüber denken.
Mein Kontakt zu den anderen Studenten beschränkt sich lediglich auf den mit Männern. Die meisten Frauen sind muslimisch und von daher sehr schüchtern.  Ich werde selbstverständlich noch den Kontakt zu ihnen suchen, aber hierbei lasse ich mir wahrscheinlich mehr Zeit.

Auf jeden Fall sind die Konversationen mit den muslimischen Männern interessant, weil sie sonst ja eher unter Männern sind und oft verwirrt reagieren, wenn ich meine Meinung vertrete und direkt sage, was ich will und was nicht.
Trotzallem merke ich, wie sehr sie bemüht sind, sich daran zu gewöhnen und sich den finnischen Lebensverhältnissen anzupassen. Während ich im T-Shirt herum renne, tragen viele dicke Pullover.

Seitdem ich neulich die gesamte Wäsche von 100 Betten und Menschen zur Waschküche geschleppt habe (wuhu, ich war wie der Weihnachtsmann beladen mit riesigen roten Stoffsäcken), tut mir mein Rücken weh, jedoch scheint er sich allmählich an die harte körperliche Arbeit zu gewöhnen. An dieser Stelle möchte ich den Respekt für jede einzelne Reinigungsfachkraft aussprechen! Das was ihr schafft und macht, das ist einfach großartig und eine verdammt harte Arbeit! Vielen Dank!
Joa, das war’s dann auch wieder für heute… ich entspanne mich noch ein bisschen und gehe danach Fußball spielen – jaaaaa richtig gehört! Rica macht freiwillig Sport!

wie ein regnerischer Tag dann doch noch schön wird...

„Und denkt dran: Nicht abgucken oder reden!“
Die Nervosität steigt ins Unermessliche. Mit zitternden Händen wird zu den Zetteln gegriffen, ein kurzer Blick auf die ersten Worte geworfen: „Was zum Teufel heißt das?“
Das Herz schlägt immer lauter, der Schweiß tritt auf die Stirn, läuft in kleinen Tröpfchen die Wange hinunter. „Mein Name… mein Name..“ Blackout!
Nur noch ein letzter Gedanke: „Ich weiß, dass ich nichts weiß.“
„Denkt an die Zeitvorgabe!“ hallt es in der finnischen Sprache, ob das die richtige Übersetzung weiß ich nicht, aber es würde zur Situation passen.

Ich mache es mir in dem roten Sessel bequemer, lehne mich zurück, nippe an dem sagenhaft leckeren Roibusch-Vanille-Tee. Blicke durch den Raum, räuspere mich laut wenn in einer Ecke heimlich geflüstert wird. Der Uhrzeiger tickt laut und erzielt die Wirkung eines Zeitdrucks. Für den Test von vier Seiten haben die Studenten drei Stunden Zeit. Ich habe die Aufgabe des Aufpassers und bringe die fertigen Testlinge in einen Warteraum. Die Lehrer interviewen nach dem Test jeden einzelnen und das benötigt viel Zeit. Unzählige zu Tode gelangweilte Menschen und ich soll sie unterhalten!
"Spiel einfach ein paar Spiele mit denen, du kriegst das schon irgendwie hin!", hieß es Stunden zuvor. Jaaa klaaar! Ich kann auch wunderbar Spiele auf Sprachen erklären, die ich nicht beherrsche... Eine Millisekunde lang stehe ich planlos herum. Sehe die gelangweilten und teils genervten Gesichter.

Kaum habe ich zwei Bälle in die Halle geworfen, stürzen sich die Kerle wie kleine Kinder auf die runden Teile und beginnen internationale Gruppierungen zu bilden. Beim Fußball braucht man schließlich keine Sprache, es ist faszinierend die Gruppenbildung zu beobachten und nach wenigen Sekunden spielen sie miteinander als hätten sie nie etwas anderes getan. Ich stehe an dem Hallenrand, beobachte sie… komme mir dabei wie eine Erzieherin vor, die ihre Schützlinge anfeuert und darauf achtet, dass niemand schummelt.
Solange bis die schwitzenden Kerle ihre T-Shirts ausziehen und barfuß mit ihren Sixpacks weiter spielen. Ab da wird mir bewusst, dass ich die einzige Frau in der Halle bin. Mehrmals werde ich zum Spielen aufgefordert, aber noch traue ich mich nicht. „No! You have to much power! I am afraid!“, schiebe ich als Grund vor und setze mich zu einigen anderen Männern auf die Bühne. Das Spiel war echt heiß äh spannend…

Sonntag, 28. August 2011

Verzeihen kostet Zeit!

Mein lieber Leser,
höchstwahrscheinlich weißt du, wie tolerant ich bin.
Ich toleriere jeden Menschen mit seinen Macken,  Glauben, Moralvorstellungen, Wünschen, Ideen, Taten und was ihn sonst noch zum Menschen macht, teilweise mag ich ihn trotz anderer Ansichten sogar sehr gerne.
Aber es gibt zwei Dinge mit denen man es sich gründlich mit mir verscherzen kann - und nur in diesen beiden Fällen bin ich extrem nachtragend.
Es täte dir gut, dir diese beiden Fälle zu merken, weil du dann ein wunderbares Leben mit mir teilen kannst. Ganz ohne Konflikte und zickige Bemerkungen:
1. Wenn ich schlafe, dann lass mich schlafen! Und wenn ich müde bin, dann frag nicht, ob ich es bin und schlafen will - sondern lass mich einfach rumliegen und vor mich hin dösen!
2. Wenn ich hungrig bin, dann nimm mir unter GAR keinen Umständen etwas von meinem Essen weg!
3. Noch für den absoluten Ernstfall: sollte ich hungrig und müde sein, dann sorg dafür, dass ich schnell Schokolade oder Schlaf und Essen bekomme. Mit Schokolade kannst du mich sofort bändigen, das sei versprochen!

Nun zum Grund dieser Randbemerkung:
Ich habe heute lediglich gefrühstückt und mir eben gerade Pfannkuchen als Abendessen gemacht. Für meine liebste Popo natürlich auch noch einen gleich mit und dann saß ich da schön am Tisch mit meiner heißgeliebten Nutella. Wer kam? Einer der Monsieurs und was tat er? Grabschte mit seinen dreckigen Pfoten nach MEINEM... ja mein Herz weint, während ich das hier niederschreibe... nach MEINEM Pfannkuchen. Ich habe mir so viel Mühe gemacht, um den perfekt hinzubekommen und er reißt sich da einfach ein Stück ab!
Mit den auf allen Sprachen verständlichen Wort "Mhmmmm" nahm er sich noch mehr, schmierte sich MEINE Nutella darauf und so freundlich wie ich war, meinte ich zuckersüß (und innerlich brodelnd), er könne sich den ganzen nehmen. Boah ey!
Zum Glück hatte ich noch einen Zweiten!
Allerdings bin ich jetzt nicht satt geworden. Fest steht: Er ist unten durch, solange bis er von selbst auf die Idee kommt, sich mit Schokolade zu revanchieren. Es ist nämlich nicht nur so, dass er mir mein Essen raubte - neeeein weitgefehlt! Neulich hat er mich aus meinen Träumen gerissen, indem er ins Zimmer kam und mich weckte!
Ich kann so wirklich nicht mehr weiter leben, man möge mir Ohropax und Schokolade senden!

Trotz dieses schlimmen Moments, nehmen die Erkenntnisse heute kein Ende und ich möchte dich daran teilhaben lassen:

-Würfelzucker eignet sich NICHT zum Pfannkuchen machen
-Araber verstehen keine ironischen Bemerkungen - selbst wenn man so eindeutig ironisch guckt, spricht und tut, sodass selbst ein Taubblinder das mitkriegen würde, dass es sich hierbei um offensichtliche Ironie handelt
-lebt man täglich von Kartoffeln, schmeckt alles ohne diese Zutat plötzlich fabelhaft und wie der Höhepunkt eines Geschmacksfeuerwerks
-öffne niemals die Spülmaschine eines Männerhaushaltes, wenn du nicht auf den Geruch des vergammelten Todes stehst
-benutze niemals die Kaffeemaschine, wenn du weißt, dass die Kerle nur noch Tee trinken –> vergammelte Kaffeefilter sind äußerst unästhetisch
-öffne niemals den Backofen eines Männerhaushaltes, wenn du von außen nicht mehr hinein gucken kannst
-benutze nur das Geschirr, welches du vorher selbst gesäubert hast!
-decke dich mit Desinfek
tionsspray zu, wenn du das Badezimmer betreten willst
-deponiere deine Nutella in deinem Zimmer, gut versteckt im Koffer

Mit diesen Worten verabschiede ich mich von dir, denn jetzt muss ich mir ein Nutellabrot zur Beruhigung machen. Oder auch zwei....

Samstag, 27. August 2011

Quantität gleich Qualität?

Heute Morgen um 12 Uhr passierte etwas unglaubliches! Ich wachte auf und ein Gedanke wagte es mir vorzuschlagen, allmählich mal das Bett verlassen zu können.
Doch nicht mit mir! My bed is my Castle!
Während ich gegen die Faulheit, die Müdigkeit und die Motivation ankämpfte - ich war zwiegespalten wem ich das Recht des Gewinnens zusprechen sollte - kam mir die großartige Idee, noch mehr Matratzen zusammen zu suchen.
Nebenan liegen hunderte und ich frage mich, warum die ausgerechnet da gelagert werden!?.
Mysteriös, mysteriös...
Gestern hatten Popo und ich uns überlegt, nach Savonlinna-City zu fahren, weil ein großes Event angesagt worden war.
 „Also noch einmal schnell aufs Klo und dann reiten wir los!"
  Nach ungefähr drei Stunden standen wir endlich bei den Fahrrädern und atmeten tief durch. 6 Kilometer Weg mit steilen Bergen und schrecklich schlechten Fahruntersätzen lagen vor uns. Leider fiel mir kein besonders guter Grund ein, hier auf dem menschenleeren Campus zu bleiben und den Tag mit der Langeweile zu verbringen. Deswegen gab ich der Motivation nach, etwas erleben zu wollen.
Todesmutig legten wir den ersten Kilometer hinter uns (es ging steil bergab) und beschlossen nach diesem äußerst anstrengendem Stück, eine Pause beim roten Sofa zu machen.
Aus der kurzen Pause, wurde dann eine längere, denn Popo hatte ihren Kamerachip vergessen und musste den schlimmsten aller Berge auf sich nehmen, nur um diesen kleinen Chip zu holen. Währenddessen genoss ich eine Stunde lang die Sonne, das Rauschen des Windes und Plätschern des Wassers. Nach der langen Wartezeit ging dann unsere Reise weiter, über eine weitere Brücke unter der Tonnen von Holzstämmen lang geführt wurden (siehe Foto unter „Eindrücke“). Das war echt interessant, da ich so etwas nie zu vor mit eigenen Augen gesehen habe.
                        
Plötzlich begriff ich den größten Unterschied zwischen Finnland und Deutschland.
In Finnland hat man Zeit. Zeit sich diese Holzstämme anzusehen, Zeit sich aufs Sofa am See zu legen, Zeit Orangen im Garten zu essen, Zeit einfach stehen zu bleiben und zu verweilen. Ganz ohne den Drang noch ein paar Dinge erledigen zu müssen.
Oder habe einfach nur ich die Zeit dafür?
Wobei ich glaube, jeder Finne genießt jeden einzelnen Moment und denkt nicht an den nächsten. Zumindest sehe ich öfter finnische Familien abends zum See fahren und eine kleine Runde darin schwimmen, welche deutsche Familie macht das heutzutage noch? Im Frühling und Sommer stürzen diese Wesen tagtäglich hinaus, nur um möglichst viel Sonne zu tanken, ehe der grässliche November beginnt. Ein Monat ohne Helligkeit, ohne Sonne und mit viel Regen. In Deutschland verlässt man das Haus nur um braun zu werden, zu Grillen oder es dem geschäftlichen Trubel in der Innenstadt gleich zu tun und der Kleidungsindustrie Geld in den Rachen zu werfen.

Zurück zum Thema: leider weiß ich nicht mehr genau, wie lange wir zum Big-Event brauchten, doch als wir da waren… standen dort zwei Tischchen mit einer deutschen Seniorengruppe drum herum, eine kleine Musikantengruppe und einigen Finnen, die uns Crêpes machten.
Noch nie in meinem Leben (und das schwöre ich beim heiligen fliegenden Spaghettimonster!), habe ich solch ein großes Spektakel erlebt! Und das, obwohl wir zum Höhepunkt des Programmes ankamen.
Ich war wirklich baff und nahezu sprachlos, hungrig sowieso… deswegen fuhren wir zu einer Pizzeria, die uns wärmstens empfohlen wurde. Und tatsächlich!
Entweder es lag daran, dass meine Geschmacksknospen nur noch den Geschmack von Kartoffeln gewöhnt waren oder die Pizza war einfach so fabelhaft gut, wie sie schmeckte!
Dazu gab’s dann ein Bierchen – und eine kleine Belehrung zur finnischen Gesetzgebung. Fragt nicht wieso, jedoch darf man anscheinend keinen Alkohol in der Öffentlichkeit und außerhalb von Lokalen oder eigenen Räumlichkeiten konsumieren. Zumindest habe ich das so in die Erklärung einer Kellnerin herein interpretiert. Für Richtigkeit übernehme ich keine Haftung!
Letztendlich haben wir bösen Mädels wenig später trotzdem ein kleines bisschen gegen das Alkohol-Gesetz verstoßen, als wir wieder beim roten Sofa waren (darauf werde ich allerdings nicht weiter eingehen).
Für mich spielt lediglich das Motto "Gute Mädchen kommen in den Himmel, böse überall hin" eine Rolle!

Aufgefallen ist mir nebenbei bemerkt, dass es wesentlich einfacher ist, die Berge zu erklimmen, wenn man ein wenig angetrunken ist. Vielleicht sollte ich das in meinen Fitnessplan mit einbeziehen, um bessere Ergebnisse zu erzielen.
Auf dem Rückweg ging’s dann gleich weiter mit illegalen Tätigkeiten, denn uns gefielen die roten Äpfel eines Baumes, der an der Straße stand. Ich muss sagen, die schmecken wirklich gut. Klein, aber fein! Es kommt wohl echt nicht auf die Quantität, sondern auf die Qualität an!
Außerdem kommt mir gerade der Gedanke, dass Finnland keinen guten Einfluss auf mich ausübt. Ach was soll's! Ich hole gerade einfach nur nach, was ich mich früher nicht getraut hätte *räusper*.
Ich bin sehr froh darüber, dass mein Tag heute voller Erkenntnisse war (betrunken Berge hochfahren, ist leichter… Pizza und Bier zusammen schmecken nicht… Big-Events stellen sich als qualitativ fragwürdig heraus… kleinere Bierdosen sind günstiger als größere… viele kleine Äpfel machen satter als ein kleiner… kurze Zeit mit vielen Erlebnissen statt langer Zeit mit großer Langeweile, ist besser...), denn jetzt kann ich erleuchtet schlafen gehen.

Donnerstag, 25. August 2011

Ihana!

Terve!

Vorhin ist mir die Weltmeisterin im Handy-Weitwurf begegnet; welch Ehre dachte ich mir und freute mich sogleich einen Keks, nachdem ich zuende gestaunt hatte. Die Dame ist nämlich wesentlich kleiner als ich, geschätzte 1,60 Meter groß. Außerdem ist sie nur unwesentlich älter als ich. Wuhu! Frauen an die Handyweitwurfmacht!

Desweiteren geht nun allmählich die legendäre erste Woche vorbei.
Während der Arbeit habe ich meine Fähigkeit im Bookcovering perfektioniert (man nehme Folie und klebe sie auf die Bücher drauf - ist echt schwierig), mich mit russischen Begriffen herum geschlagen - denn momentan ist eine russische Jugendgruppe hier und ich durfte in der Rezeption Papierkram in der absolut einfach durchschaubaren Sprache erledigen. Mit dem Service-Fachkraft-für-Gebäude-Reinigungsdienst habe ich mittlerweile den halben Campus geputzt und morgen geht das Säubern weiter - yeah! I love cleaning!
Desweiteren wurde mir mehrmals Savonlinna gezeigt, gestern bin ich mit einem klapprigen Fahrrad mit nur einem Gang (dem 1.) bergauf und -ab, sechs Kilometer lang, zur Polizeistation geradelt und habe das sogleich zu meiner neuen Fitnessaktivität auserkoren, gewiss habe ich dabei tausende Kalorien verbrannt.
Heute wurden Po-Ching und ich dem Personal vorgestellt und wir durften einen "geheimen" Raum betreten, den ich niemals erwartet hätte. Es handelt sich hierbei um eine kleine Höhle mitten auf dem Campus und darin sind ein paar Bänke, Holzboden, Mönchgesang im Hintergrund und ein Altar - der Chef des Opistos hielt auch sogleich eine Predigt, die zum Glück auf Finnisch war.

Das Essen ist diese Woche wunderbar abwechslungsreich gewesen. Morgens durfte ich mich zwischen verschiedenen hellen Wabbelbroten, Käse und Wurst entscheiden. Mittags gabs dann Kartoffeln mit jedem Tag wechselndem Wannabe-Fleisch und Wannabe-Fisch. Sowie als Beilage stets die gleichen drei Salate. Abends gab es dieselbe Auswahl wie zur Mittagszeit.
Etwas gutes kann ich dem Ganzen trotzallem natürlich abgewinnnen: ich esse weniger! Und wer gut zählen kann, wird feststellen, dass ich nur drei Mahlzeiten beschrieben habe - der Grund dafür ist, ich lasse die übrigen beiden vorsichtshalber weg.

Bisher hat es hier noch nicht geregnet, die Sonne scheint den Tag über und so sieht es auch mit meiner Laune aus. Mittlerweile habe ich mich sogar an die typischen Hygieneumstände des Männerhaushaltes gewöhnt und nutze das am weitentfernteste Badezimmer, da die Kerlchen zu faul sind, dorthin zu gehen. Demnächst ziehen die drei Männer aus und ein einzelner Zivi zieht ein. Falls der genauso drauf ist wie die vorherigen Typen, werde ich ein paar Erziehungsmaßnahmen einführen.

Die ersten Abende in Savonlinna habe ich mich von den Kochkünsten der Afgahnen überzeugt und interessante Zusammenstellungen der Lebensmittel zu mir genommen (Reis/Hühnchen/Rosinen/Zitrone mit Fisch gemischt) - die Geschmacksexplosion schmeckt wunderbar und unbeschreiblich!

Außerdem habe ich jetzt die Basistechniken des (Erfolglosen-) Angelns drauf und bin bestens fürs Eisfischen vorbereitet. Statt der Fische kamen die Enten an und theoretisch hätte ich mir eine schnappen und grillen können. Zu deren Glück, habe ich jedoch genug von Fleisch.

Jetzt habe ich doch glatt vergessen, eines der wunderbarsten Zitate einzubringen::
Bei der Rundführung durch Savonlinna, Zitat von Helena (Lehrerin):
"Und das ist die Altstadt von Savonlinna. Die Häuser sind sogar bis zu 100 Jahre alt"

Mein absoluter Lieblingssatz ist mittlerweile: "Suklaa ole ihana!", wenn du das aussprechen kannst, bist du ein guter Finne (in meinen Augen).

Mittwoch, 24. August 2011

...

Die Sonne scheint durch das Fenster und lässt den sonst eher trostlosen Raum aufleuchten.
Die Wolken sind wie weiße Farbtupfer auf den Himmel gepinselt, das Gras leuchtet smaragdgrün und die Birkenblätter tänzeln im sanften Wind, der um sie herum streicht.
Allmählich nähert sich der Feuerball den Baumkronen am Horizont. Hell und schön lassen die Sonnenstrahlen das Land erstrahlen.
Kaum ein Geräusch dringt in mein Zimmer, höchstens ein vereinzelter Vogelruf durchfährt die himmlische Ruhe.

Nun fliegen meine Gedanken gen See. Langsam durchqueren sie den Birkenwald, blicken nach links und sehen eine Sauna, gucken nach rechts und staunen über die einzige Tanne, die sich in die Mitte einiger Birken verirrt hat. Der Weg besteht aus Kieselsteinen. Die Gedanken nähern sich dem See, der unbeschreiblich groß und schön ist. Während die Sonne untergeht, tauchen die ersten roten und gelben Strahlen in das Wasser und färben ihn, wie den Himmel, in schönsten Rottönen.
Der erste kalte Windhauch berührt meine Haut und ich atme tief ein - schließe meine Augen. Die vier Enten, die jeden Abend auf mich warten, sitzen bereits auf den Steinen vor mir und beobachten wie ich einige Brotkrumen aus dem Beutel nehme. Wie ein Hund hinter dem Stock, rasen sie hinter den Krümeln durch das Wasser und wieder zurück zu mir.
Auch ein paar kleine Fische beginnen sich für mich zu interessieren und ich genieße den Moment. Auf der anderen Seite des Sees steht ein rotes Sofa, so als wäre es schon immer dort gewesen. Es muss schön sein, darauf zu sitzen und den Sonnenuntergang zu beobachten.
Nun verschwindet die Sonne hinter den Baumkronen und ich stehe auf, gehe zurück zu dem Häuschen, deren Holzverkleidung in warmen Gelb- und Weißtönen gestrichen ist. Der Weg dorthin besteht aus Kies, drum herum stehen vereinzelte Bäume und große Grasflächen. Es fühlt sich gut an, hier zu sein.

Sonntag, 21. August 2011

Savonlinna

Ich fuhr mit Po-Ching mit der Bahn nach Savonlinna und dort wurden wir am Bahnhof abgeholt. Die Stadt ist schöner, als ich dachte. Zumindest die Seite der Brücke auf der wir leben. Das Gelände ist "klein". Ein paar unterschiedliche Häuser, manche schöner, manche weniger schön, stehen umringt von Wiesen, Bäumen und Blumen in der Nähe des Sees.

Bis September teilen Po-Ching und ich uns ein kleines Zimmer. In dem Haus leben noch zwei sehr nette und hilfsbereite Afgahnen und ein finnischer Zivi. Wir haben eine Küche, die sehr gemütlich ist. Ein Malzimmer, eine Badezimmer, ein TV-Zimmer, mehrere Instrumente, einen Aufenthaltsraum, indem die behinderten Menschen mehrmals pro Woche basteln und unsere eigenen Zimmer, die sehr einfach eingerichtet sind. Auf den Schreibtisch passen gerade mal zwei Laptops und die Betten sind aus klapprigen Metall, ich hab mir mehrere Matratzen zusammen gesucht, um das gemütlicher zu machen.

Eine der Lehrerinen fuhr uns beide gestern durch Savonlinna und zeigte uns die besten Plätze. Vielleicht leihen wir uns im Sommer öfter mal Fahrräder aus, weil der Bus pro Strecke 3,50€ kostet. Im Winter teilen wir uns dann wahrscheinlich zu zweit eine Monatskarte. Mal sehen.

Das Essen ist wahnsinnig aufregend, aber ich hab auch erst zwei Mahlzeiten zu mir genommen. Es gab gestern Abend paniertes Fleisch mit Kartoffeln und heute Mittag Kartoffeln mit panierten Fleisch.

Morgen arbeiten wir das erste Mal. Wir haben sehr viele unterschiedliche Aufgaben, in der nächsten Woche werden zunächst einmal eingearbeitet. Und dann beginnt Anfang September der Unialltag mit täglichem Finnischunterricht und den restlichen Aufgaben.

Momentan geht es mir richtig gut und ich habe neue Fotos hochgeladen, die findest du ganz unten!

Stell dir vor..

Schließe einmal die Augen und stell dir einen langen sandigen Weg vor, der sich umringt von Birken durch die Landschaft schlängelt. Wie in einer Achterbahn geht es hoch und hinunter, scharf nach links und dann wirst du wieder nach rechts geworfen. Plötzlich macht der Bus eine Bremsung und der rote zerschlissene Teppich im Gang  rutscht ein Stück nach vorne durch das gesamte Fahrzeug.
Vorsichtig fährt der Bus in einen Weg auf der linken Seite. Du siehst nur noch einen kleinen Graben und dahinter Birken.
Dann hält der Bus an und du siehst eine größere rote Hütte und viele kleine hellbraun (wirklich unschön) gestrichene Hüttchen – genannt Cottages. Davor befindet sich ein kleiner trostloser Spielplatz.
Das einzige, was dir bewusst wird: du befindest dich im Nirgendwo. Hast den Weg zur Hauptstraße vergessen, siehst tausende – ja Abermillionen von Bäumen und in dir regt sich ein einziger Gedanke: „Hä?“
 
Eine kurze Zusammenfassung des Camps:
-es gab vegetarisches, also eher bis auf den Käse, den Fisch und die Schokokese veganisches Essen
-wir hatten jeden Tag zwei Stunden finnische Sprache und zwei Stunden finnische Grammatik
-es waren folgende Nationen vertreten: Taiwan, Japan, Schweiz, Deutschland, Italien (unser Grammatiklehrer stammt von daher, lebt aber seit Jahren in Finnland und beherrscht die Grammatik besser als jeder Finne), Armenien, Türkei, Finnland, Uganda, Moldavien, Mexiko, Indien und Polen.
-es gab jeden Tag abends die Möglichkeit in die Sauna zu gehen und zwischendurch in den kalten See zu springen
-einen Tag haben wir in der Zivilisation verbracht - in Lappenranta
-wir hatten jeden Tag Energizer und lernten etwas über finnisches Leben, Migration usw
-wir konnten in der Freizeit mit Kanus und Ruderbooten den See unsicher machen
-das Camp war im Nirgendwo irgendwo im Wald
-wir übten für die Weltmeisterschaften: Frauen um die Wette tragen, Gummistiefelweitwurf, Airguitar-playing... uns wurde desweiteren gezeigt, wie man finnisch tanzt (Tango ist ein bisschen langsames rumschaukeln mit GANZ viel Platz zwischen den beiden Tanzpartnern)
-es gab mehrere Countryabende, bei denen wir unsere Länder vorstellten
-wir schliefen in kleinen Cottages mit mehreren kleinen Hochbetten
-es gibt in Finnland täglich 5 Mahlzeiten (Frühstück, Lunch, Kaffee/Kekse, Abendbrot und Suppenzeit)
 

 und ich habe folgendes Zitat aufgeschnappt, welches mir sehr gefiel:„Liebe diskriminiert nicht“

Mittwoch, 10. August 2011

Die leuchtende Dusche...

Wie kann ich meine ersten Eindrücke von Finnland beschreiben?
Kurz und knackig: "leuchtend!". Ein Großteil der Finnen in Helsinki, die ich bisher gesehen habe, leben einen für mich großartigen Lebenstil, soweit ich das beurteilen kann. Sie tragen ihre Kleidung wie sie wollen und werden dafür nicht schief angeguckt.  Bei den Bands gestern tanzten sie ausgelassen im Regen, viele noch im Arbeitsdress. Etliche ziehen ihr eigenes Ding durch und es scheint einfach zu sein, neue Kontakte zu knüpfen.
Da der Sommer hier recht kurz ist, blühen besonders die etwas jüngeren Finnen im Sonnenlicht auf und feiern.
Allerdings gibt es hier auch sehr viele Gesetze, an die sich alle zu halten haben. Zum Beispiel dürfen Bands nur bis 23 Uhr auf der Straße spielen oder Alkohol gibt es nur in speziellen "Alko"-Läden zu kaufen, zwischen 9 und 21 Uhr. Wobei mich das jetzt nicht so sehr betrifft.

Bisher bin ich noch keiner einzigen Mücke begegnet, dabei habe ich mir extra mehrere Notfallpläne überlegt. Laut Hörensagen gibt es diese Viecher eher in den Waldregionen. Ich warte einfach mal ab.

Und noch einmal kurz zu der leuchtenden Dusche: damit zu duschen ist ein extravagantes Lebensgefühl - einfach wonderbra!

Ganz unten könnt ihr euch mithilfe eines Fotos davon überzeugen.

First day.....

Meine ersten Eindrücke von Finnland waren überaus freundliche Servicekräfte am Flughafen in Helsinki. Während ich mir fast 3 Stunden die Zeit vertrieb, bis Hannes und mein Kurzzeitgastvater endlich vorbei kamen, fühlte ich mich zwiegespalten. Ein wenig verrückt ist es ja schon in ein Land zu reisen, dessen Sprache man nicht einmal ansatzweise gelernt hat.
Dann kam Tony, ein durchgeknallter Kerl - genauso hatte ich mir die Finnen erhofft. Das Vorurteil "ein finnischer Mann lacht, weint und spricht nicht" wurde von ihm sofort widerlegt. Mit seiner aufgeschlossenen Art durchbrach er in einem Höllentempo das Eis und schlagartig fühlte ich mich wohl. Er lachte und er redete wie ein Wasserfall. Zum Weinen habe ich ihn jedoch noch nicht gebracht.
Als Hannes endlich ankam, brachen wir auf und fuhren mit unseren umständlichen Gepäckstücken zu Tonys Haus. Es ist liebevoll dekoriert und die 6 Kaninchen sind auch faszinierend.
Nach dem ersten finnischen Essen, holte Tony seine Kostümsammlung hervor und wir alberten damit herum.
Während Hannes die Afrolockenperücke (die ihm perfekt stand) und das Indiana Jones Kostüm überwarf, probierten wir den Star Wars Look und Elvis Presley aus.
Gegen Abend fuhren wir noch einmal nach Helsinki und lernten die abendliche Kultur kennen. Irish Pubs, die hohen Alkoholpreise, die großartige Stimmung und die Livebands hauten mich um.
Ich empfehle "Molly Malone", dieser Irish Pub befindet sich im Zentrum der Stadt. Feststellen musste ich leider, dass hier alles sehr teuer ist. Hoffentlich komme ich über die Runden...

Montag, 8. August 2011

Round and around...

"Uuuuuuuuuund noch eine Runde!", ruft der Achterbahnkommentator mit verzehrter Stimme, "Die junge Dame im Wagen 17 sieht ja gar nicht gut aus - ist Ihnen schlecht?" - Auch wenn ich es nicht sehen kann, spüre ich, wie er schadenfroh grinst.
Ja mir ist übel. Mehr als das! Ich bin bereits seit zwei Stunden wach und mein Körper durchlebt Adrenalinstöße, Euphorie-Anfälle und Magengrummeln.
Mir geht es wunderbar!
Im Radio wurde eben der Fluglostenstreik verkündet, doch mein Optimismus lässt mich hoffen, dass mich das morgen nicht betrifft, obwohl ich genau in der Streikzeit los fliege.

Immerhin sind meine Koffer nun endlich gepackt und in meinem Zimmer herrscht nur noch ein halbes Chaos. Wie sagt man so schön? Der Raum ist halbleer und nicht halbvoll.

Für heute Nacht habe ich mir einige gute DVDs zur Seite gelegt, nur für den Fall nicht einschlafen zu können. In den letzten Tagen habe ich außerdem die Mückenzerstörungsmethode perfektioniert und bin für Finnland gewappnet. Falls die finnischen Mücken nicht darauf anspringen, werde ich den großartigen Antimückentanz aufführen, wobei ich mir gut vorstellen kann, dass die Mücken dann vor Lachen freiwillig sterben.

Zum Frühstück gab es (hoffentlich nicht) das letzte Mal richtig saftiges Schwarzbrot miit richtigen Körnern, ganz dunkel und sättigend. Diesen Geschmack werde ich vermissen!

Leider führt kein Weg daran vorbei, ich muss jetzt mein Zimmer leer räumen und die letzten 22 Stunden herum kriegen.
Hätte ich mir doch bloß kein 24 Stunden-Achterbahn-Ticket gekauft...

Donnerstag, 4. August 2011

The Show must go on...

Weniger als fünf Tage sind es noch bis zu meinem Abflug.
Den Papierkram habe ich zusammen gesammelt und heute führte kein Weg an der größten Arbeit vorbei: private Dinge sollte ich auf den Dachboden schaffen und den Rest für Finnland zusammen packen.

Ich war auch 6 Stunden ehrgeizig dabei.
Jede Werbepause des Fernsehprogramms nutzte ich.
Entweder zum waschen, kochen, Musik hören, schlafen, meinen Hund ärgern, mit Freunden telefonieren oder überlegen, wie ich am besten mal anfangen könnte.
 Hierzu fällt mir nebenbei bemerkt das Lied „Anfang anzufangen“ von SDP ein.
Bis jetzt habe ich 2 gefüllte Umzugskartons auf den Dachboden geschleppt, den dritten kriege ich nicht alleine angehoben.
Mein Zimmer gleicht einem Schlachtfeld (ein Foto davon befindet sich ganz unten auf dieser Seite) und meine Eltern sind bestimmt froh, den Anblick nicht ertragen zu müssen.
Die weiße Flagge der Kapitulation werde ich demnächst feierlich hissen.
  Trotzallem bin ich noch zuversichtlich. Bis Dienstag werde ich es gewiss geschafft haben, den Raum leer zu räumen und meinen Koffer gepackt zu haben. Kann ja nicht so schwierig sein!
Die Vorauswahl meiner Kleidung habe ich auch schon getroffen. Aber: woher kommen bloß all die Klamotten?
 Ich könnte zwar locker 4 Umzugskartons mit den Stoffteilen füllen, aber letztendlich weiß ich nie, was ich anziehen soll (weil ich einfach nichts habe).
So wie es momentan aussieht, werde ich mir mehrere Lagen Kleidung übereinander ziehen und dann schwitzend ins Flugzeug steigen. Mit den Massen an Schuhen muss ich mir etwas anderes überlegen.