Dienstag, 27. September 2011

Changes...

Mein Leben ist hier wirklich unbeschreiblich. Ja klar langweile ich mich an den Wochenenden, besonders wenn es regnet, weil ich da absolut kein Internet habe. Auf dem Klavier hier im Haus kann ich auch nicht spielen, weil es ein wenig verstimmt ist und mir der Klang somit den letzten Nerv raubt… ABER.. der Aufenthalt hier wird gerade zur Selbsttherapie. Konnte ich vorher niemals vor anderen Menschen auf dem Klavier spielen, bringe ich nun sechs Menschen das Beherrschen des Tasteninstrumentes bei. Ich übe sogar selbst! Vor einem Jahr war das noch sehr schwierig für mich. Wann saß ich das letzte Mal so begeistert vor dem Klavier, ohne jeglichen Scham oder der Angst, es könnte jemand in den Raum kommen.
Auch habe ich mich endlich überwinden können, die Laufschuhe anzuziehen und mir für eine Stunde allen Druck, den ich normalerweise mit Joggen verbinde, zu nehmen. Ich kann mich nicht daran erinnern, wann ich das letzte Mal Spaß am Laufen hatte, am Sonntag war ich richtig glücklich.
Ich glaube, die stressigen ersten beiden Tage und die langweiligen beiden letzten Tage der Woche, sowie der Kontakt zu Menschen, anderen Kulturen entstammend, die noch viel mehr tiefgreifende Probleme als ich haben, tun mir unglaublich gut. Zum einen, weil ich an Mon- und Dienstagen eine Möglichkeit brauche, mich zu entspannen oder abzuregen und zum anderen weil ich an den arbeitslosen Tagen zu viel über mich selbst nachdenke und unbedingt etwas brauche, um mich abzulenken.
Ich bin gespannt, welche positiven und negativen Wandlungen ich hier noch machen und wie ich zurück nach Deutschland kommen werde. Und ihr tut mir jetzt schon leid, denn es kann sein, dass ich noch durch geknallter oder viel schlimmer noch, richtig langweilig und verschlossen sein werde. Ich weiß nicht wer jetzt alles mitliest, aber ich werfe es mal in den Raum rein. Stell dir vor, ich bin noch verrückter, wenn:
- wir zusammen los ziehen und uns Männer bei einem Junggesellenabschied begegnen
-nachts schwimmen gehen
-wir um etwas wetten
-Schnee liegt
-ein langweiliger Vortrag gehalten wird
-ich auf dem Weihnachtsmarkt mal wieder zu viel Schuss in meinen Glühwein kriege…
Okay das möchte ich mir lieber nicht ausmalen.

Auch verändert sich mein Kontakt zu den anderen Studenten. Anfangs war ich sehr aufgeschlossen, dann eine kurze Zeit lang übervorsichtig, weil ich mehrmals heftig auf die Schnauze geflogen bin und nun habe ich anscheinend das richtige Maß gefunden. Ich finde zwar alle Kulturen, die hier anwesend sind, wahnsinnig spannend. Allerdings verbringe ich die meiste Zeit mit den Afghanen. Zu den Burmesen, die in großer Anzahl hier vorhanden sind, ist es am schwierigsten den Kontakt aufzubauen. Das kommt vielleicht noch, wenn unser aller Finnisch besser ist.
Und mit den anderen spreche ich erst seit kurzem öfters. Das wird sich aber bald schlagartig ändern, da ich einigen von denen Einzelklavierunterricht gebe.
Mit den Frauen, welche hier kaum vorhanden sind, rede ich selten. Mir fällt einfach kein Gesprächsthema ein. Nur mit Eva, eine Philippinin, entwickelt sich momentan etwas. Wir sitzen uns fast jeden Morgen beim Frühstück gegenüber und unterhalten uns.
Insgesamt sind hier etwas über 19 verschiedene Länder vertreten. Ein Wirrwarr der Kulturen, ist das nicht wunderbar? Ich liebe Chaos! Aber mir gefällt der freundliche Umgang miteinander. Da die meisten hier leben, sind wir oberflächlich gesehen wie eine große Patchwork-Familie.

Es wird hier immer kälter, mittlerweile schlafe ich nachts in meinem Winterschlafsack. Meine Heizung funktioniert noch immer nicht. Jedoch bin ich einfach zu stur, umzuziehen oder hinter den Hausmeistern her zu rennen. Ja selbst schuld, ich weiß. Da muss ich durch. Falls es nächste Woche nicht besser wird, werde ich meine Würde, meinen Stolz und meine Sturheit überwinden müssen und noch mal Bescheid geben.
Oder ich ziehe nachts in die Sauna, da ist es selbst ohne Decke kuschelig warm.

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