Sonntag, 25. September 2011

Spinnen die Finnen?

Im Laufe des letzten Monats, konnte ich mich mit dem Studieren des menschlichen Exemplars „Finne“  beschäftigen. Diese Rasse müsste allem Anschein nach vom Aussterben bedroht sein.
Hierfür gibt es einige Belege.
Da nur noch ungefähr fünf Millionen dieser Spezies in Finnland leben und sie einen erhöhten Grad von Schüchternheit aufweisen, der lediglich durch sehr teuren Alkohol in den Griff zu bekommen ist, scheint es verwunderlich, dass es trotzdem hin und wieder zur Geburt eines neuen Finnen kommt. Schließlich ist das Hilfsmittel mit dem menschlichen Mindestalter von 18 Jahren versehen und aus diesem Grunde gibt es hier folglich weniger sogenannte "Teenieschwangerschaften", die in anderen Ländern die Geburtenrate in die Höhe treiben.
Daraus schließe ich, Finnen sind intelligenter, als das Vorurteil über sie besagt.
Ich würde sie nämlich keinesfalls als Hinterwäldler bezeichnen, da sie uns anderen in einigen Gebieten, besonders dem Sozialen, weit voraus sind.

Während meines Kurzaufenthaltes in Helsinki, habe ich keine „Penner“ in den Straßen sitzen sehen.
Einmal sah ich am Stadtrand ein kleines Lager der Sinti oder Romas und in der Innenstadt spielte eine Frau in zerrissener Kleidung Akkordeon.
Die sichtbare Armut ist im Vergleich zu anderen europäischen  Großstädten nahezu nicht existent.
Insgesamt sehen die umliegenden Städte und Dörfer einem Kinderbuch wie „Wir Kinder aus Bullerbü“ entstammend. Die Häuser sind oftmals aus Holz bestehende Bungalows, umgeben von einem perfekt gepflegten Garten, an einer endlos geraden, langen Straße stehend. Kinder und Jugendliche spielen auf den Straßen, mehr als zum Beispiel in vielen Teilen Deutschlands zu sehen.
Auf der rechten Straßenseite stehen mehrere Briefkästen der umliegenden Häuser, um dem Postboten unnötiges Kalorienverbrennen durch Herumlaufen zu ersparen.

Desweiteren würde ich Finnland eher als kitschiges Regenbogenland bezeichnen, seit meiner Ankunft habe ich schon sieben oder acht davon gesehen und bin jedes Mal erneut davon angetan.
Doch auch andere Details bringen mich des Öfteren zum Stehenbleiben und faszinierenden Betrachten. Vorgestern war ich zum Beispiel mit dem Fahrrad unterwegs und wollte einen Weg abkürzen, war mir aber nicht sicher, ob ich da einfach den waldigen Hügel hoch klettern könnte. Als Antwort auf die Frage, fand ich wenige Meter von mir entfernt, einen Zebrastreifen über die Straße ins Nichts führend. 

Während meiner Studien ist mir auch eine andere Kleinigkeit aufgefallen. An Orten wie großen Supermärkten, stehen  Spielautomaten herum. 
Die Finnen scheint es nicht zu stören, dass sie mitten in der Öffentlichkeit ihre „Spielsucht“ ausleben, denn an den Automaten herrscht stets hohe Betriebsamkeit.

In Cafés und auf der Straße wird die Neigung etlicher Finnen sichtbar, unter sich sein zu wollen. Der Supermarkt hingegen, dient als der In-Treffpunkt aller coolen Finnen. So blühen die Lebensmittelgeschäfte als Single- und Bekanntenbörsen auf.
Ich stelle mir das sehr romantisch vor, wenn ein frisches Pärchen davon schwärmt, wie sie sich zwischen der Fleisch- und Milchabteilung das erste Mal gesehen haben.
Trotz der regen Unterhaltungen, bleibt der Geräuschpegel im Keller. Mir bleibt es ein Rätsel, wie diese Menge an Menschen so leise kommunizieren kann und sie dabei trotzdem Spaß hat.
In einem der größten Supermärkte gibt es auch Sportausstattungen, selbst für die ganz Kleinen, die gerade laufen gelernt haben, gibt es die passende
Ice-/Hockeyausrüstung.

Das finnische Fernsehprogramm bietet die gleichen Inhalte wie das Deutsche. Es gibt "Finnland sucht das Supertalent", "Das B- Promidinner", schnulzige Soaps mit den gleichen Problemen wie in „GZSZ“, „Hand aufs Herz“ oder wie die Serien auch heißen mögen und zum Glück auch etwas vergleichbares mit „Uups – die Pannenshow“. 
Am besten fand ich am Abend jedoch die finnische Werbung. Wie man ja weiß (oder wissen sollte), werden die richtigen Spielfilme hier nicht auf Finnisch synchronisiert, sondern bekommen lediglich finnische Untertitel. So sieht es auch überwiegend mit der Werbung aus.
Vorgestern lief die „VW“-Werbung im TV, ein kleiner Knirps in Darth Vader-Montur und dem neuen VW-Wagen. Diese Promotion kommt komplett ohne sprachlichen Text aus, doch wurde zu meinem Vergnügen selbst das Ende nicht übersetzt. Das finnische Fernsehen hat die komplette deutsche Werbung einfach so unbearbeitet ausgestrahlt und am Ende steht dann noch ganz fett „Das Auto“.

Abschließend kann ich zusammen fassen, dieses Land ist reich an kleinen und wunderbaren Details, die das Leben hier lebenswert machen - und von den Finnen kann ich noch eine Menge lernen.

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