Sonntag, 4. September 2011

Der kleine Geist hält Ordnung, das Genie beherrscht das Chaos..

Es ist 10:25 Uhr und ich bin wach, mein Magen knurrt und ich bin völlig verwirrt. Normalerweise liege  ich am Wochenende stundenlang im Bett, wie zum Beispiel gestern bis 13:30 Uhr. Doch heute hat mein Unterbewusstsein den Geruch von irgendeiner leckeren Kleinigkeit gerochen, die unter mir in der Küche zubereitet wird. Wäre ja alles schön und gut, allerdings stehe ich nicht so auf fettiges am Morgen, nur mein Magen anscheinend.
Was gibt es neues, fragten mich in den letzten beiden Tagen einige Menschen. Ich mich selbst auch. Denn es kam nicht ein Moment über den ich hätte berichten können. Ich könnte euch kurz von meinem Berufsalltag schreiben, jedoch mache ich das vermutlich später noch mal, wenn mir nichts Besseres einfällt.
Gestern bin ich nämlich in die Stadt gefahren.
Daran ist nichts Interessantes zu finden, das weiß ich. Deshalb hole ich weiter aus.
Um die Mittagszeit herum wachte ich auf und war noch nicht ansatzweise bereit, aufzustehen. Aus diesem Grunde guckte ich mir „Der Pate Teil 3“ an. Den werde ich hier wohlmöglich noch öfter ansehen, weil ich keine anderen Filme dabei habe.
Draußen regnete es ständig und ich beschloss auf dem Campus zu bleiben, obwohl Popo und ich mit einer Lehrerin zum Pizzaessen verabredet waren. Darum sagte ich der Lehrerin ab und wartete darauf, dass Popo endlich aus ihrem Gebäude, dessen Ausgang gegenüber von meinem Fenster ist, käme. Sie kam nicht.
Selbst über das Internet war sie nicht erreichbar und im Hauptgebäude fand ich sie nicht. Da ich auch keinen Schlüssel hatte, um in ihr Haus gehen zu können, musste ich am Fenster sitzen und warten. Ich hatte eigentlich geplant, ein paar Stunden früher als Popo in die Stadt zu fahren, um mir neue Schuhe zu kaufen, meine alten sind kaputt.
Während mein beiden großartigen Freunde, Anna und Timm, mit mir chatteten, war ich hin und her gerissen. Timm war das Teufelchen, das mir stets schrieb „Geh! Fahr in die Stadt!“ und Anna das Engelchen „Bleib lieber zuhause… es regnet! 6 Km Rad sind zu weit!“
Schließlich brach das Chaos aus und ein Rollentausch fand statt, während Anna mir riet um die Schuhe zu kämpfen und meine hochachtungsvolle Faulheit zu besiegen und Timm überzeugt war, dass ich doch lieber zuhause bleiben sollte, kam Popo aus ihrem Haus raus und rief: „Hey, lass uns los fahren!“
Ja, so kam es, dass ich neben meinem geliehenen Fahrrad stand und der Lehrerin simste, dass wir nun doch kämen und Popo ihres nicht finden konnte.
Toll wie ich war, simste ich nun der Lehrerin, wir kämen doch nicht. Auf einmal kam dann einer der Afghanen, der zwei Drahtesel besitzt und Popo bekam einen fahrbaren Untersatz. Als ich der Lehrerin erneut schrieb, wir kämen auf jeden Fall, kam die Antwort: „Ich kann nicht mehr kommen!“
Man kennt mich ja und weiß, dass ich telefonieren absolut nicht ausstehen kann, deswegen musste Popo bei der Lady anrufen und fand als den Grund eine spontane Neuverabredung heraus.
Popo entschied sich zurück auf ihr neues Zimmer zu gehen und ich war kurz davor das gleiche zu tun. Plötzlich kamen sechs Afghanen, die mich fragten, ob ich etwas aus der Stadt bräuchte. Voller Elan sprang ich selbst auf das Rad und fuhr mit ihnen mit. Trotz des Regens und Gegenwindes, brachte mir der Ausflug Spaß. Während die Jungs zum Supermarkt fuhren, trennte ich mich von ihnen und suchte nach einem Schuhladen.
Es war 16 Uhr! Ich stand in der Einkaufsstraße einer 30000 Einwohnerstadt. Sie war wie leergefegt und jedes Geschäft war zu.
Stell dir eine Frau vor, die stundenlang mit dem Gedanken gekämpft hat, ob sie bei diesem Wetter wirklich sechs Kilometer Rad fahren und shoppen gehen, oder lieber im warmen Bett liegen und von wärmeren Zeiten träumen soll. Diese Frau, voller Erwartung und Hoffnung, ein kleines Paar Schühchen zu finden, steht an einem Samstagnachmittag in einer riesigen Innenstadt und jedes der Geschäfte ist verschlossen!
Das ist wie einen Marathon zu joggen, nur dass am Ende des eigenen Laufes das Ziel bereits abgebaut wurde, bevor man selbst hindurch rennen konnte.
42195 Meter gelaufen, ohne Belohnung und Sieg!
Ja, okay… man hat sich selbst etwas bewiesen. In diesem Fall geht man trotzdem niedergeschlagen nach Hause.
Zum Glück konnte ich meinen Schock schnell überwinden und nahm mir vor, das nächste Mal einfach vor Ladenschluss (Samstags bis 15 Uhr) in der Stadt zu sein. Immerhin konnte ich mir eine Cola kaufen, die ich zum Besiegen meiner Müdigkeit während der Werktage brauche. Das ist jedoch eine andere Geschichte.
Bevor ich mich auf den Rückweg machte, durchfuhr mich doch noch ein solch extremer Schreck, der mich noch immer nicht ruhen lässt: das kleine Nutellaglas kostet hier 3,25€!
Ich muss mich mit einer normalen Nussschokocreme zufrieden geben, die ich mir nur für die heiligen Wochenenden aufhebe.
Irgendwie gefällt mir mein chaotisches Leben momentan, denn zu viel Ordnung und normaler Alltag würden mich anöden.
An dieser Stelle verabschiede ich mich von dir, genieße die strahlende Sonne und eisige Kälte beim Radfahren - juhu! Es geht zum Kaffeetrinken mit ein paar Finnen - mein großer Traum wird wahr!


1 Kommentar:

  1. Hallo Ricarda,

    geschlossene Schuhgeschäfte sind im `Normalfall´ schon ein Drama, kann dich da gut verstehen.Grins....

    Gruß einer interessierten Leserin aus der Heimat

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